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Zweite Chance (2014)

Zweite Chance (Poster)

Bewertung

„Kann man sehen“ kulturmovies

Filminhalt

Regisseurin Susanne Bier und Drehbuchautor Anders Thomas Jensen haben in mehreren dänischen Filmen wie „Nach der Hochzeit“ (2006) oder „In einer besseren Welt“ (Oscar 2010) zugespitzte Moralfragen gestellt, fein justiert zwischen Drama, Tragödie und Melodram. Nun muss jemand Biers und Jensens Zielgerät verstellt haben – denn in „Zweite Chance“ arbeiten die beiden mit dem Holzhammer, nein, der Dampframme! Was der stets hilfsbereite Kriminalpolizist Andreas (Nikolaj Coster-Waldau, „Game of Thrones“) tut, nachdem seine depressive Frau das gemeinsame Kind verliert, ist so drastisch, dass es zur Travestie eines Schulddramas gerät. Denn Andreas kennt da doch dieses Junkiepaar, das ein vernachlässigtes Baby hat …

„Zweite Chance“ trifft plakative Aussage

Was „Zweite Chance“ killt, sind die ästhetischen und inszenatorischen Entscheidungen der früheren Dogma-Regisseurin: Statt die unglaubwürdigen, extremen, aber letztlich doch menschlichen Aspekte der Handlung auf der Bildebene mit ähnlich schonungslosen Mitteln zu spiegeln (Handkamera, härtere Schnitten, rauere Farben), besitzt der Film die glatte Aura eines „Tatorts“ – in der sich Coster-Waldau und seine Kollegen bewegen, als ginge es um Wirtschaftspolitik und nicht um das pochende Herz der Finsternis. Finster sind nur die Aufnahmen düsterer Meeresströme und im Wind ächzender Bäume, die unheilvoll wirken sollen, aber nur unterstreichen, wie plakativ Bier die Aussage trifft, dass es kein richtiges Leben im falschen gibt und dass unter jeder Schicht Zivilisation eine Lasur Trieb durchschimmert. (vs)

  • Zweite Chance (Filmbild 2)
  • Zweite Chance (Filmbild 3)
  • Zweite Chance (Filmbild 4)
  • Zweite Chance (Filmbild 5)