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Zuhause ist es am schönsten (2018)

Zuhause ist es am schönsten (Poster)

Bewertung

„Sollte man sehen“ kulturmovies

Zur Goldenen Hochzeit trifft und streitet sich eine italienische Großfamilie auf einer idyllischen Insel.

Filminhalt

Die Familie besitzt in der modernen Welt eine Ausnahmestellung. Alles kann man kündigen, die Wohnung, den Job, die Beziehung, den Handy- und Fitnessstudiovertrag. Aber Vater und Mutter, Oma und Opa, Bruder und Schwester? Die wird man bis ans Ende seines Lebens nicht los. Die Verwandten, das sind unkündbare Angestellte. Und das ist auch gut so, bei aller Absurdität, die das Konstrukt „Familie“ so mit sich bringt. Denn wo hängt man sonst unumgänglich mit Leuten zusammen, die man oft gar nicht mag? In der Ära der Filterblase, so muss man das betrachten, ist ein nerviger Cousin auf dem Familienfest ein Realitätscheck – und das Familienfest, zu dem man immer gestresst und überspannt anreist, der ultimative Elchtest für uns, die wir gewohnt sind, alles vom Bildschirm zu wischen, was unserem Wohlbefinden abträglich ist. Familie muss man aushalten – und das muss man erstmal aushalten! So ergeht es auch den Mitgliedern der Familie in Gabriele Muccinos Tragikomödie: Die Oberhäupter Alba (Stefania Sandrelli) und Pietro (Ivano Marescotti) feiern Goldene Hochzeit, dafür reist die gesamte Sippe auf die märchenhafte Insel Ischia im Golf von Neapel.

„Zuhause ist es am schönsten“ kommt mit dunklen Gewitterwolken

An der Fähre liegt man sich noch in den Armen, und auch an der üppigen Tafel schwelgt die Großfamilie in Anekdoten und Witzen. Doch so schön die Feier auch war, so rasch verdunkeln sich im wahrsten Sinne die Wolken über dem paradiesischen Eiland: Ein Sturm wühlt das Meer, auf, an Abreise nicht zu denken, die Großfamilie muss länger als geplant zusammenhocken – und was für einige Stunden an Konflikten gezähmt und in Zaum gehalten werden konnte, bricht nun aus der Sippe raus wie ein Kistenteufel: Schwiegersohn Diego (Giampaolo Morelli) zum Beispiel muss dringend nach Paris, aber nicht für einen Geschäftstermin, wie er seiner Frau Sara (Sabrina Impacciatore) erzählt, sondern zum Schäferstündchen mit der Langzeitgeliebten. Sein Cousin Riccardo (Gianmarco Tognazzi) weiß davon und setzt Diego unter Druck: Verschaff mir einen Job im Familienrestaurant, ich bin Pleite und habe eine schwangere Frau! Carlo (Pierfrancesco Favino) will es allen recht machen, aber seine eifersüchtige Frau Ginevra (Carolina Crescentini) macht ihm die Hölle heiß, weil er sich ihrer Ansicht nach zu sehr um seine Ex Elettra (Valeria Solarino) und seiner pubertierende Tochter kümmert. Und Paolo (Stefano Accorsi), Schriftsteller auf der Flucht vor seine gescheiterten Ehe, verguckt sich erneut in seine Jugendliebe und Cousine Isabella (Elena Cucci), die selber unglücklich verheiratet ist.

Die Lügen und Verfehlungen des Bürgertums

Und wenn alles nichts hilft, setzt sich Riccardo ans Klavier und schmettert Italo-Schlager, die alle von Herzen mitsingen. Aber der Sturm flaut nicht ab, auch im übertragenen Sinne … Regisseur Gabriele Muccino, der schon einige Filme in Hollywood gedreht hat (siehe Kasten), dreht munter an der Eskalationsschraube. Dabei porträtiert er seine italienischen Landsleute als Menschen, deren Inneres man nur sieht, wenn sie Leidenschaft zeigen, im Guten wie im Schlechten. Das der Vesuv nicht weit entfernt ist, scheint dabei kein Zufall: Muccinos Figuren können im schönsten Sonnenschein vor sich her schwelen – so lange, bis sie explosiv ausbrechen! Und dann geht es nur noch darum, wer sich vor den umherfliegenden Wortbrocken und dem Wutstrom in Sicherheit bringen kann, der aus den Familienmitgliedern strömt wie rotglühende Lava … „Zu Hause ist es am schönsten“ sagt der Film ironisch und arbeitet mit den Mitteln der klassischen, tragikomischen Commedia all’italiana die Lügen und Verfehlungen des Bürgertums auf. Am Ende ist man nach diesem Emotionsgewitter durchaus froh, dass man zum nächsten Familienfest nicht nach Italien muss – sondern nur nach München, Bochum oder auf die Mecklenburgische Seenplatte zum blöden Onkel Wolfgang und zur plapperigen Tante Barbara. vs

  • Zuhause ist es am schönsten (Filmbild 2)
  • Zuhause ist es am schönsten (Filmbild 3)
  • Zuhause ist es am schönsten (Filmbild 4)
  • Zuhause ist es am schönsten (Filmbild 5)