Zum Inhalt springen

Zugvögel – Einmal nach Inari (1998)

Bewertung

„Sollte man sehen“ kulturmovies

Filminhalt

Eine liebeshungrige Kollegin läßt er stehen, ein Fußballticket verfallen, Hannes Weber (Joachim Król) kennt nur ein Hobby: Zugfahrpläne. Schon beim Frühstücksritual mit Pulverkaffee und Schmelzkäsetoast studiert er Fahrzeiten, denn er möchte zum Internationalen Wettbewerb für Kursbuchspezialisten ins finnische Inari. Als er seinen Job verliert, schlägt Hannes seinen Boss nieder und nimmt unbeirrt den Zug nach Finnland – nichtsahnend von Kommissar Stefan Fanck (Peter Lohmeyer), der den sympathischen Sonderling und vermeintlichen Mörder verfolgt. Eine Reise voller Überraschungen beginnt … Król und Lohmeyer gleichen die noch etwas steife und holprige Inszenierung des Erstlingswerks von Peter Lichtefeld mit differenzierter Schauspielkunst und viel Charisma aus. Wie ein Maler versteht sich der Regiedebütant allerdings auf romantische Stimmungen. Luftaufnahmen nordischer Inselgruppen, endlose Weite und rosa-bläuliche Abenddämmerungen sind eine Liebeserklärung an Skandinavien. Wenn Hannes mit neuer Flamme Sirpa auf einem Felsen sitzt und dem Gurgeln eines Baches lauscht, ist es wohl das, was man Glück nennt. Stilistisch ist der Film eine ungeschminkte Hommage an Aki Kaurismäki, auf dessen Hauptdarsteller aus „Wolken ziehen vorüber“ Lichtefeld sogar zurückgreift. Ein unspektakuläres Railroadmovie abseits der neuen deutschen Beziehungskomödien mit einem kleinen Schuß Krimi und einem großen Schuß Poesie. (kd)