Year of the Horse (1997)

Der verhinderte Altrocker Wim Wenders findet ihn toll, diesen wilden Mix aus Interviews und Konzertmitschnitten, aus Film und Grobcore-Video. Hat er gesagt, damals vor vier Jahren, und wenig später die preisgekrönte Musik-Doku „Buena Vista Social Club“ gedreht. Jim Jarmusch wird freilich nie eine Oscarnominierung einstecken, doch ein verhinderter Altrocker ist auch der weißblonde Hüne von der Ostküste. Von Neil Young, dem verhinderten Jungregisseur der Anti-Atom-Groteske „Human Highway“, ließ er sich schließlich schon den „Dead Man“-Soundtrack vom Gitarrenhals hobeln. Das schützt ihn nicht davor, hier von Youngs Hausband – den Westküstlern Crazy Horse – vor der eigenen Kamera als Kunst-Fuzzi verlacht zu werden. Gegen dieses Image wehrt sich Jarmusch nach Kräften. Er spielt mit der Videokamera wie ein Kind, und heraus kommt viel Unscharfes und Wackeliges, was kongenial zur rohen Gewalt von Klassiker wie „Tonight’s the Night“ und „Like a Hurricane“ passt. Ein Fest für Fans, weniger für Ästheten. (rk)