Wolke unterm Dach (2021)

Paul ist Krankenpfleger mit Flugangst. Allerdings kann er die Angst überwinden, als die Flugbegleiterin Julia sich bei Turbulenzen im Flugzeug über dem kolumbianischen Dschungel verletzt und erstversorgt werden muss. Bei mehreren Getränken lernen sich die beiden näher kennen, verlieben sich ineinander, heiraten und kriegen eine Tochter – das ist schnell erzählt, denn es braucht auch im Film Wolke unterm Dach nur wenige Minuten Erzählzeit. Als Tochter Lilly (eine Entdeckung: Romy Schroeder) elf Jahre alt ist, stirbt die Mutter an einer Gehirnblutung, und das ist überhaupt der Anfang der ganzen Geschichte.

Regisseur Alain Gsponer („Jugend ohne Gott“) hat ein einfühlsames Familiendrama gedreht, eine Vater-Tochter-Geschichte, in der ein komplett unterschiedlicher Umgang mit Trauer zu Missverständnissen und Verwerfungen führt. Paul (Frederick Lau) verwindet den Tod Julias (Hannah Herzsprung) nicht, hadert mit dem Verlust, vor allem aber mit sich selbst, weil das letzte Gespräch mit Julia im Streit endete. Lilly wiederum sucht auf dem Dachboden das Gespräch mit ihrer Mutter, die ihr vermeintlich auch erscheint, Ratschläge erteilt und ihre Tochter in den Arm nimmt. Die beiden entfernen sich immer mehr voneinander, hinzu kommen finanzielle Probleme bei der Finanzierung des Hauses. Erst als Lilly ihre Trauer annimmt und vor allem Paul die Liebe der Verstorbenen zur Weite über den Wolken versteht, von ihren heimlichen Flugstunden erfährt; erst als er Hilfe von Freunden annimmt (Kida Khodr Ramadan als Kollege und Freund Malik ist mit trockenem Humor und lapidar formuliertem Beistand die Antikitschgarantie des Films), kann er die Trauer akzeptieren und damit auch verarbeiten. Wolke unterm Dach ist ein Familienfilm mit äußerst ernster Grundierung, ein Drama aus dem Alltag. jw