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Wie im echten Leben (2021)

Wie im echten Leben (Poster)

Bewertung

„Sollte man sehen“ kulturmovies

Filminhalt

Der Schriftsteller Emmanuel Carrére ist in Frankreich bekannt für seine autofiktionalen Romane und Texte, gerade hat er auch hier das Buch „Yoga“ rausgebracht. Nun versucht er sich als Regisseur an einem Sozialdrama, das die gesellschaftliche Spaltung der Grande Nation – am besten zu erkennen an den Erfolgen der rechtsradikalen Politikerin Marine Le Pen – durchleuchten will. Dazu schickt er als eine Art Alter Ego die investigative Schriftstellerin Marianne Winkler (Juliette Binoche) in die Hölle der Arbeitswelt an der Armutsgrenze: Als Autorin undercover will sie Günther-Wallraff-mäßig die Ausbeutung der Arbeitskräfte am eigenen Leib erfahren und arbeitet in der Gemeinde Ouistreham in der Normandie als Teil einer Putzkolonne auf der Fähre Caen-Portsmouth: 230 Kabinen säubern in 90 Minuten. Knochenarbeit. Marianne freundet sich mit der alleinerziehenden Mutter Christèle (Hélène Lambert) an und will sie – ohne Christèles Wissen – zur Hauptfigur ihres Buches machen …

Carréres Film leidet an einem Grunddilemma auf drei Ebenen: Genau wie seine Protagonistin Marianne kann auch der Macher sich jederzeit in das warme Nest des Pariser Kulturbetriebs zurückziehen, und selbst für Hauptdarstellerin Juliette Binoche gilt das, denn die meisten anderen Darstellerinnen sind Putzfrauen aus der Region, die sich selber verkörpern, um die es aber seltsamerweise gar nicht geht: Den ganzen politischen Sprengstoff lässt Carrére nämlich außen vor und stellt die private Beziehung zwischen Marianne und Christèle in den Mittelpunkt. Denn darum scheint es wirklich zu gehen: Der Sohn der Académie-française-Präsidentin Hélène Carrère will wissen, ob die Elite noch mit dem Volk kann. Antwort: politisch ja, persönlich nein. vs

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