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Vergiss mein Ich (2014)

Vergiss mein Ich (Poster)

Bewertung

„Sollte man sehen“ kulturmovies

Filminhalt

Eine Frau verliert mitten auf einer Party die Orientierung, nicht einmal ihren eigenen Mann erkennt sie mehr. Im Krankenhaus lautet die Diagnose retrograde Amnesie. Die aus einem intellektuellen Umfeld stammende Lena (Maria Schrader) muss sich von nun an wie ein Kind die einfachsten Dinge neu erschließen – die Gefühlsregungen ihrer Mitmenschen, alltägliche Zusammenhänge, in erster Linie aber sich selbst … Jan Schomburgs zweiter Film nach „Über uns das All“ ist wesentlich besser als es das titelgebende Wortspiel vermuten lässt und wirft existenzielle Fragen auf: Was ist das eigentlich, das Ich? Existiert es überhaupt? Wie werden wir zu dem, was wir glauben zu sein? Er verzichtet auf eine Exposition, verweigert dem Zuschauer das Kennenlernen der „alten“ Lena und lässt ihn dadurch immer nur soviel erfahren wie die Hauptfigur selbst. „Vergiss mein Ich“, gedreht in kühlen Braun- und Grautönen, ist aber kein Puzzlespiel wie Christopher Nolans Amnesiethriller „Memento“, sondern philosophisches Gedankenexperiment und radikale Metapher für den Verlust bürgerlicher Werte und Sicherheiten. Wenn Lena ungelenk, fast manisch und mit weit aufgerissenen Augen durch teils groteske Situationen stolpert, ist das nicht bloß irritierend, es nervt zum Teil auch gewaltig – vor allem aber konfrontiert Schomburg uns furcht- und schmerzlos mit der Fragilität unserer eigenen Existenz. (sb)

  • Vergiss mein Ich (Filmbild 2)
  • Vergiss mein Ich (Filmbild 3)
  • Vergiss mein Ich (Filmbild 4)
  • Vergiss mein Ich (Filmbild 5)