Valley of Love – Tal der Liebe (2015)

Ein halbes Jahr nach dem Selbstmord ihres gemeinsamen Sohnes reisen Isabelle (Isabelle Huppert) und Gérard (Gérard Depardieu) ins kalifornische Death Valley, weil der Sohn dies in seinem Abschiedsbrief so wollte. Sogar einen genauen Plan hat er ihnen hinterlassen mit den Tagesausflügen, die sie während ihres Aufenthaltes unternehmen müssen. Er werde ihnen, so der Verstorbene im Brief, irgendwann physisch erscheinen. Während Gérard überhaupt nichts von übersinnlichem Mumpitz hält und äußerst grummelig, aber pflichtbewusst bei der Open-Air-Séance in unerträglicher Hitze mitmacht, nimmt Isabelle die ganze Sache äußerst ernst. Beide eint das schlechte Gewissen: Irgendwas war in der Vergangenheit gewaltig schiefgegangen, der Kontakt zwischen Eltern und Sohn ist seitdem nahezu abgerissen.

„Valley of Love“ spielt die Tragik der Situation subtil aus

Wer jetzt denkt, „Valley of Love“ sei ein dröges Beziehungsdrama mit metaphysischem Einschlag, der irrt. Es handelt sich tatsächlich um einen zärtlich-komischen Film, der die Tragik der Situation nur subtil ausspielt, weil er gleichzeitig noch andere Dinge erzählt. Allein schon, wie Gérard um seine seit 30 Jahren von ihm geschiedene Ex zu werben beginnt, wäre einen eigenen Film wert. Aber das ist noch nicht alles: Regisseur Guillaume Nicloux lässt die Kamera auf Gérard Depardieu los und zeigt uns diesen dicken Mann immer wieder in Nahaufnahme, wie er im klitschnass geschwitzten Hemd in der Hitze leidet. Wenn er – weil in Eile – außer Atem gerät und die Handkamera ganz nah dran ist an ihm, sieht man regelrecht sein Keuchen. Depardieu spielt das mit lässiger Eleganz, ist dabei noch selbstironisch und baggert ganz nebenbei die Ex an. So ist „Valley of Love“ auch noch die schauspielerische Rehabilitation des privat in letzter Zeit so seltsamen Menschen Gérard Depardieu. (jw)