Untitled (2017)

2014 begann der österreichische Regisseur Michael Glawogger („Workingsman’s Death“) mit den Arbeiten an seinem bis dato radikalsten Film: einer Dokumentation über die Welt, wie sie ist. Glawogger drehte unkommentierte Szenen aus Großstädten, suburbanen Zonen, Wüsten, Gebirgen und schickte seiner langjährigen Cutterin Monika Willi regelmäßig Passagen als Zwischenstände. Die Reise des Regisseurs dauerte vier Monate und 19 Tage. Nach Stationen auf dem Balkan, Italien und Westafrika erkrankte Glawogger im liberianischen Monrovia an Malaria, wo er am 22. April 2014 starb. Willi schnitt aus den hinterlassenen Filmschnipseln „Untitled“ zusammen. Ein Vogelschwarm, der sich vor Plattenbauten aus einer Schilflandschaft erhebt; Diamantenwäscher in einem schlammigen Fluss; ein von Maden zerfressener Kamelkadaver am Straßenrand: Es sind Bilder von alptraumhafter Schönheit, die sich einem hier offenbaren, es sind aber auch ziellose Bilder, bei denen nie klar ist, ob Glawogger sie für seinen geplanten Film benötigt hätte oder ob sie vielmehr Ausschuss wären. „Der schönste Film, den ich mir vorstellen kann, ist einer, der nie zur Ruhe kommt“, hört man Glawogger an einer Stelle sagen. „Untitled“ hingegen ist ein Film der absoluten Ruhe, ein Kunstwerk, das sich jeder Bewertung entzieht. fis