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Tropfen auf heiße Steine (1999)

Bewertung

„Muss man sehen“ kulturmovies

Filminhalt

Der Regisseur François Ozon („Sitcom“) verehrt Rainer Werner Fassbinder. So sehr, dass er jetzt dessen unaufgeführtes Theaterstück „Tropfen auf heiße Steine“ verfilmte. Das Melodram um Liebe, Bisexualität und Hörigkeit spielt im Deutschland der Siebziger. Geschäftsmann Leopold (Giraudeau), 50, verführt den 19-jährigen Franz (Zidi). Anfangs fühlt sich Franz geschmeichelt, gleitet dann aber immer mehr in ein masochistisches Hausfrauen-Dasein ab. Und verliert unter Leopolds brutaler Dominanz fast seine Identität. Als dann noch Franz‘ Verlobte (Sagnier) und Leopolds Ex-Partnerin (Thomson) in die Beziehung eindringen, kommt es zur Katastrophe. Den psychologischen Machtkampf inszenierte Ozon als düsteres Kammerspiel. Dennoch durchbrechen seine hervorragend geführten Figuren immer wieder die Opfer-Täter-Tragik: Musik- und Tanzeinlagen („Tanze Samba mit mir“) wenden das Blatt oft ins Groteske. Auffallend ist die Detailtreue der Ausstattung. Fast ein Jahr suchte Ozon auf Flohmärkten nach Requisiten, um den 70er-Jahre-Look bis hin zum Staubsauger und zur Stehlampe perfekt zu machen. Doch nicht nur das ist ihm gelungen, sondern ein Film von großer Sogwirkung. (kd)