TrierSo finster die Nacht (2008)
- Originaltitel Let the Right One In - Lat den rätte komma in
- Regie Tomas Alfredson
- DarstellerInnen
- Buch John Ajvide Lindqvist
- Entstehungsjahr 2008
- Land Schweden
- Filmlänge 110 min
- Filmstart 23.12.2008
- FSK 16
- Genres
Bewertung
Filminhalt
Alles, was mit Vampiren zu tun hat, ist dem Genre Horror zugeordnet – eigentlich. Denn die Verfilmung von John Ajvide Lindqvists Roman „So finster die Nacht“ setzt neue Maßstäbe für den Vampirfilm. Der Film ist ein minutiös durchkomponiertes Kunstwerk, das trotz Symbolschwere und seiner bisweilen theatralischen Inszenierungen der Realität so nahe kommt, dass sich der Schmerz hierin um ein vielfaches stärker manifestiert als in den todbringenden Bissen. Zwischen dem 12-jährigen Oskar (Kåre Hedebrant) und seiner Nachbarin Eli (Lina Leandersson) entspinnt sich eine zarte erste Liebe, deren Tragik gleichermaßen von Elis Schicksal und Oskars Dasein als Außenseiter geprägt wird. Diese Geschichte mit herkömmlichen Begriffen wie Romantik oder Fantasy zu beschreiben, wäre für die Literaturverfilmung so irreführend wie das Wort Vampir selbst – obwohl Eli genau das ist. Auch das Alter der Hauptdarsteller führt auf eine falsche Fährte.
„So finster die Nacht“ liegt zwischen Überästhetisierung und Dogma 95
„So finster die Nacht“ ist zwar ein Coming-of-Age-Drama, aber niemals ein Jugendfilm. Die Drangsalierungen, denen Oskar in der Schule ausgesetzt ist, verletzen auf einer Ebene, die nichts mehr mit Kinderstreichen zu tun hat. Rache, Schmerz und die Unmöglichkeit von Gerechtigkeit in einer Welt, in dem niemandem die Gnade zuteil wird, durch und durch gut zu sein, sind die Themen, die Regisseur Tomas Alfredson herausarbeitet. Matte Farben, die die beginnenden 80er Jahre wie eine ausgeblutete Version der 70er erscheinen lassen; Schnee, der nie idyllisch, sondern einfach nur kalt wirkt; der Blick durch eine Unzahl von Fenstern, die dem Zuschauer nicht nur durch die partielle Nacktheit der kindlichen Darsteller seinen Voyeurismus vorführt: Alfredson erreicht die unaufdringliche Meisterschaft eines Lars von Trier der „Geister“, in der Phase zwischen Überästhetisierung und Dogma 95. (kab)