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Traumland (2013)

Traumland (Poster)

Bewertung

„Sollte man sehen“ kulturmovies

Filminhalt

Was für ein deprimierender Film! Aber zu Recht, spielt er doch in einer deprimierenden Welt. Im weihnachtlichen, regnerisch-verhangenen Zürich entspannt sich ein Geflecht zwischen verschiedenen Figuren: Der bürgerliche Familienvater (Devid Striesow) geht auf den Strich, auf dem die junge bulgarische Prostituierte Mia (Luna Mijović) arbeitet und von der Sozialarbeiterin Judith betreut wird, wenn Mia nicht gerade den Rentner Rolf als Kunden hat. Es sind Archetypen der urbanen Einsamkeit, denen man hier zusieht, wie sie an Heiligabend ihre zumeist sexuellen Abgründe oder ihren Wunsch nach Nähe ausleben, ohne Rücksicht auf andere. Das schlägt ordentlich auf den Magen, überzeugt aber mit seinem Mut zur Schonungslosigkeit und Mijović‘ eindringlicher Leistung, deren Mia das Bindeglied zwischen den Geschichten ist.

„Traumland“ übertreibt es mit der Tristesse

Regisseurin und Autorin Petra Volpe übertreibt es in ihrer Gesellschaftsstudie gegen Ende ein wenig mit der Tristesse: Die Wohnungseinrichtungen der Figuren sind alle deprimierend, entweder zu Tode designt, sperrmüllartig oder grau wie eine zerstörte Seele; immerzu fahren Züge donnernd an diesen Wohnungen vorbei, bis auch der Letzte begriffen hat: Ja, dies sind arme Menschen, die sich nur ein Bleibe im Hochhaus neben den Gleisen leisten können! Und das Grauen, dass der Film am Ende der fast schon märtyrerhaften Mia antut, gleicht Kopfschuss und Strick bei einer Packung Schlaftabletten im Magen: Hätte nicht sein müssen, man hätte auch so begriffen, was Volpe sagen will – dass Männer die Frauen und Bessergestellte die Schwachen benutzen, zu ihrem Vergnügen, zu ihrem Frustabbau, zu ihrem finanziellen Gewinn. Nur durch die Menschen, die unter ihnen stehen, können sie sich erheben – dann lassen sie sie fallen. Wie ein Ding. (vs)

  • Traumland (Filmbild 2)
  • Traumland (Filmbild 3)
  • Traumland (Filmbild 4)
  • Traumland (Filmbild 5)