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Toubab (2021)

Toubab (Poster)

Bewertung

„Muss man sehen“ kulturmovies

Filminhalt

Als Babtou (Farba Dieng) nach zweijährigem Gefängnisaufenthalt noch am Tag seiner Entlassung bei einer Spontanfeier eine Straßenkreuzung blockiert und sich mit der Polizei anlegt, steht es schlecht um ihn: Der in Deutschland geborene Sohn eines Senegalesen verliert seinen noch immer vorläufigen Aufenthaltstitel. Babtou soll innerhalb von zwei Wochen in den Senegal ausreisen, wo er niemanden kennt. Als alle Pläne einer Scheinhochzeit scheitern, heiraten er und sein bester Freund Dennis (Julius Nitschkoff). Da sie vorher niemanden davon in Kenntnis setzen, die Behörden aber Betrug unterstellen und sofort mit der Schnüffelei im privaten Umfeld beginnen, kommt es zu einer nicht enden wollenden Serie an Kommunikationspannen, Enttäuschungen und Minuten der Wahrheit.
Der Film „Toubab“ begibt sich auf gefährliches Pflaster: Die Abschiebung von straffälligen Menschen ohne unbefristeten Aufenthaltstitel ist ein heiß umkämpftes Thema. Es im Rahmen einer Komödie zu behandeln, kann ins Auge gehen. Regisseur Florian Dietrich hat das Genre gewählt, weil der dem Klassismus im Arthouse-Kino kritisch gegenüber steht – worüber man trefflich streiten könnte. Doch das sei hier mal hintenangestellt, denn Dietrichs Ergebnis ist schlicht umwerfend. Seine beiden Helden handeln aus Liebe zueinander, und wenn Dennis’ schwangere Freundin Manu (Nina Gummich) erst davon erfährt, als schon die Behörden in der Tür stehen: dann haut sie eben den Spruch von der Leihschwangerschaft raus. Der Gipfel der Komik aber ist erreicht, als ein Gangsterboss Babtour seine Schwulenfeindlichkeit erklärt: Das sei nicht persönlich, er müsse so sein, sagt er ihm ganz ernsthaft, weil ihm andernfalls das gesamte mühsam aufgebaute System um die Ohren fliege.
Diese Szene steht aber nicht nur für sich allein, sie zeigt auch auf, wie der Film in Gänze funktioniert: Die Komik ist das Mittel, einen unhaltbaren Zustand ertragbar zu machen Regisseur Dietrich nutzt sie, um sein Zielpublikum zu erreichen: die Babtous nicht nur im Frankfurter Raum, sondern in ganz Deutschland. In Wirklichkeit aber ist „Toubab“ ein Abschiebesdrama, das sich unbemerkt von der Mehrheitsgesellschaft täglich in Deutschland abspielt. jw

  • Toubab (Filmbild 4)
  • Toubab (Filmbild 2)
  • Toubab (Filmbild 3)
  • Toubab (Filmbild 5)