The Tree (2010)

Die Hauptrolle war äußerst schwer zu besetzen: Einer ganzen Horde Scouts wird im Abspann bei der Suche nach dem idealen Baum gedankt. Und es ist in der Tat ein beeindruckender knorriger Feigenbaum im australischen Outback geworden. Zu Füßen dieses Riesen spielt das Leben der frisch verwitweten Dawn (Gainsbourg) und ihrer vier Kinder. Die achtjährige Simone (souverän: Morgana Davies) glaubt, dass die Seele ihres verstorbenen Vaters in den Blättern lebt. Tatsächlich erscheint der Koloss mal geisterhaft und bedrohlich, dann wieder als tröstender Blätterwald. Doch seine Wurzeln entwickeln zerstörerische Kräfte, ein herabstürzender Ast zerschlägt das Dach. Der Baum als Metapher des nicht überwundenen Verlustes ist in Julie Bertucellis zurückhaltend inszenieren Film überdeutlich. Die Bilder dieses heimlichen Stars sind immer wieder betörend schön, ohne in Kitsch oder metaphysischen Mumpitz zu verfallen. Umso deutlicher aber wird, dass Charlottes Gainsbourgs distanziertes Spiel auf Dauer seelenlos wirkt. (ascho)