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The Soul of a Man (2003)

Bewertung

„Sollte man sehen“ kulturmovies

Filminhalt

1927: Ein blinder Mann sitzt vor einem Drugstore. Er singt vom Leid seines Volkes – ein Lied, das 50 Jahre später mit der Voyager ins All geschossen wird, als Paradebeispiel für amerikanische Musik. Der Mann heißt Blind Willie Johnson und sein Blues hat Geschichte geschrieben. In langatmiger „Buena Vista Social Club“-Manier erzählt Wenders die Geschichte einer Musik, die zu Unrecht von Gospel und Spiritual abgekoppelt wurde. Er stellt Skip James’ legendäre Session von 1931 für die Paramount nach, die damals noch in einer Stuhlfabrik ansässig war. „Matrix-Mime Laurence Fishburne erzählt, und Wenders schiebt Schrifttafeln dazwischen, wie im Stummfilm. Er erweckt J. B. Lenoirs bluesigen Vietnam-Protest wieder zum Leben, gräbt Cover-Versionen seiner Titel aus und lässt den Blues nachsingen – von Lou Reed, von Beck, von anderen Weißen. Auch wenn’s mit der Synchronisation von alten Filmaufnahmen und neuen Pressungen manchmal nicht so klappt – eine saubere, sachliche Dokumentation. Darin liegen Stärke und Schwäche des Films: Auch wo Kritik angebracht wäre – beim Ausverkauf der schwarzen Musik – zieht sich Wenders auf die Perspektive des Beobachters zurück und dokumentiert, statt zu kommentieren. (bl)