The Inspection (2022)

„Ich werde euch brechen“, droht der Ausbilder den neuen Rekruten brüllend, und er untertreibt nicht. Das Bootcamp der angehenden US-Marines ist die Hölle auf Erden, eine brutale, körperliche Tortur und schier endlose Abfolge an Demütigungen jeglicher Art. Warum tut sich das jemand wie der schwarze Ellis freiwillig an? Doch für den Mittzwanziger, der wegen seiner Homosexualität von seiner christlich-konservativen Mutter verstoßen wurde und lange Zeit obdachlos war, scheint dies die einzige Chance auf einen sozialen Aufstieg.

Elegance Brattons autobiografisches Spielfilmdebüt geht an die Nieren und unter die Haut. Nicht nur, weil er die menschenverachtenden Abläufe wie auch die gruppendynamischen Strukturen beim Militär so ungeschönt zeigt. Auch Ellis Zerrissenheit zwischen Mutterliebe, Selbstverleugnung und Selbstbehauptung angesichts der Homophobie, die ihm von allen Seiten entgegenschlägt, schildert Bratton mit allen Widersprüchen. Jeremy Pope, der bereits mit seinen Rollen in den Netflix-Serien „Hollywood“ und „Pose“ auf sich aufmerksam gemacht hat, zeigt Ellis als einen komplexen Charakter, dessen Entscheidungen und Entwicklung für die Zuschauer:innen nicht nur sympathisch erscheinen mag. Darstellerisch aber ist das ein Glanzstück.