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The Fog of War (2003)

Bewertung

„Kann man sehen“ kulturmovies

Filminhalt

Den Mittelpunkt der Dokumentation bildet neben historischen Archivaufnahmen und Tonbandaufnahmen aus dem Weißen Haus ein Gespräch zwischen Regisseur Morris und dem ehemaligen Außenminister der USA, Robert McNamara. Der achtzigjährige Ex-Politiker sinniert über die Kriege des 20. Jahrhunderts – zum Beispiel über die moralischen Bedenken der mächtigen Männer, in Hiroshima 100 000 japanische Zivilisten zu töten. Er resümiert: Jeder sollte seine Lektion lernen und sie weitergeben. Der Film schreibt sich auf die Fahnen, Insider-Einblicke in politische Strategien einer Weltmacht zu liefern. Tatsächlich aber emotionalisiert und vermenschelt er Politik, so dass man vor allem mit der gebrochenen Persönlichkeit eines greisen Mannes beschäftigt ist und nicht mehr mit den Verbrechen, die er mit zu verantworten hat. Hier wird dokumentarisches Material mit effekthascherischen Mitteln inszeniert; der Soundtrack ist so pompös, wie man es sonst nur aus Gefühlsdramen und Historienstreifen kennt. Vielleicht fördert das die Legendenbildung – aber sicher nicht die kritische Reflexion über das zerstörerische Potenzial des Menschen. (mt)