The Congress (2013)
- Originaltitel The Congress
- Regie Ari Folman
- DarstellerInnen
- Buch Ari Folman
- Entstehungsjahr 2013
- Land Israel
- Filmlänge 122 min
- Filmstart 12.9.2013
- FSK 12
- Genres
Bewertung
Filminhalt
Schon 1932 warf der Roman „Schöne neue Welt“ die unbequeme Frage auf, was besser sei: zugedröhnt glücklich zu sein oder hellwach und unglücklich? Ari Folman diskutiert das neu – in Bildern, die selbst etwas Rauschhaftes haben. Die alternde Schauspielerin Robin Wright (Robin Wright aus „Forrest Gump“) lässt sich widerwillig einscannen und überlässt für 20 Jahre ihrem digitalisierten Avatar die Hollywoodkarriere. Nach einem illegalen Comebackversuch wird sie zur Strafe eingefroren und wacht nach Jahrzehnten in einer von Drogen erzeugten Fantasiewelt wieder auf, die sich jeder frei zurechthalluzinieren kann. Regisseur Ari Folman („Waltz with Bashir“) beginnt sein hochambitioniertes Werk als realen Metafilm über die Kinobranche, ehe er zum Animationsfilm wechselt und eine lose an Stanislaws Lems Roman „Der futurologische Kongress“ angelehnte Dystopie über die chemische Zukunft der Menschheit entwickelt. Dabei stellt er Aldous Huxleys alte Fragen neu: Ist es besser, selig die Lebenszeit verdämmern oder die brutale Endlichkeit der Existenz ungefiltert zu ertragen? Illusion oder Realität? Drogen oder Tristesse …? Folman kleidet das in eine psychedelische Fantasie, die in ihrer überbordenden Lust am Surrealen an den Beatles-Film „Yellow Submarine“ erinnert, und natürlich steht ihr die graue Welt des drogenlosen Lumpenproletariats gegenüber – das Wahre, Öde, Schlechte ist stets nur eine Pille weit entfernt.
„The Congress“ bordet über vor Ideen
Doch wer privilegiert ist, kann hin und her wechseln; wie Robin, die in beiden Welten ihren behinderten Sohn sucht. Nur wie jemanden finden, der eine Traumwelt halluziniert, die nur ihm allein gehört? Es gibt kein Entrinnen aus der totalen Einsamkeit des Rausches, sagt Folman; auch wer privilegiert ist, wird allein sein, nur künstlich glücklich im Unglück seiner Existenz. Es gab schon dunklere Dystopien als diese. Ästhetisch verdanken wir ihr einen elegischen Bilderrausch, der jene Drogen ersetzen hilft, die Robin Wrights Melancholie letztlich doch nicht vertreiben können. „The Congress“ bordet derart über vor Ideen, Anspielungen, Filmzitaten und existenzphilosophischen Thesen, dass man ihn – ähnlich wie Kubricks „2001 – Odyssee im Weltraum“ – wohl vielfach sehen muss, um all seine Bedeutungsebenen freizulegen. Arthousekino, wie es nicht sein muss, aber jederzeit sein darf. Ob allerdings die Einspielergebnisse Folman berauschen werden? Die Wahrscheinlichkeit, dass er die ökonomische Brutalität ungefiltert ertragen lernen muss, ist hoch.
(mw)