The Bling Ring (2013)

Sofia Coppolas Geschichte von einer Clique kalifornischer Teenager, die in Promiwohnungen einsteigen, vermeidet primär eines: Anmaßung. „The Bling Ring“ gründet auf wahren Begebenheiten, und um den semidokumentarischen Charakter zu wahren, spart Coppola Moralisierung und erzählerisches Beiwerk aus. Die Jugendlichen (darunter herausragend: Israel Broussard) indes sind über Anmaßung längst hinaus, in ihrer Welt lebt man nach Variationen einer Regel: Sei keine Pussy! Sie huldigen dem heiligen Superlativ und einer koksenden Justitia, die eine fehlgeleitete Interpretation des Prinzips „Gleiches Recht für alle“ predigt. Wenn diese Kids Schmuck, Klamotten und Dekor mitgehen lassen, werden Grenzen nicht überschritten, sondern verschoben. Ebenfalls gestohlenes Bargeld wird in die Clubs von Hollywood getragen, wo jeder Hauch von Skepsis unter nervös-wummernden Technobeats begraben und von für Coppola unüblich aufgeregten Schnittcollagen zerstreut wird. Die Teenies sind ganz nah dran, distanzlos, leben auf Kosten ihrer zu zweidimensionalen Stylevorlagen degradierten Idole – und berauschen sich an genau der Welt, die Coppola erst in ihrem letzten Film „Somewhere“ als trostlos entlarvt hatte. (lan)