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Taxi Teheran (2015)

Taxi Teheran (Poster)

Bewertung

„Sollte man sehen“ kulturmovies

Filminhalt

Das Kino nutzt das Taxi gerne für Verfolgungs­jag­den. Der iranische Regisseur Jafar Panahi hat dieses Prinzip umgedreht: Er wird verfolgt, von den Behörden, die ihn 2010 für seine regimekritischen Filme zu 20 Jahr­en Berufsverbot und Hausarrest verurteilten. Panahi dreht dennoch weiter Filme und schmuggelt sie außer Landes. Auf der diesjährigen Berlinale gewann er sogar den Goldenen Bären für „Taxi Teheran“. Darin setzt er sich in ein mit Digi­tal­kameras ausgestattetes Taxi. In kurzer Abfolge steigen Menschen aus Panahis Umfeld ein und spie­len echte Fahrgäste, mit denen der Filmemacher plaudert und so se­midokumentarisch auf Gesell­schaft­liches blickt. Aufschluss­reich ist es, wie Panahi mit seiner kleinen Nichte über die Auflagen spricht, die sie bei ihrem Film­pro­jekt an der Schule bekam – die (Selbst)Zensur wird schon den Kleinsten eingeimpft. Eindrucks­voll auch, wenn Panahi thematisiert, wie sich die Menschen in einem Überwachungsstaat gegen­einander wenden.

„Taxi Teheran“ schützt vor permanenter Überwachung

Einer erzählt davon, wie er von Vermummten verprügelt wurde, die er als Be­kannte identifizierte, eine Anwäl­tin, die Aktivisten wie Panahi vertritt, rät ihm gar: Lass es sein, das Fil­men, das ist es nicht wert! Der Film-im-Auto-Ansatz ist folgerichtig: Nach der eigenen Wohnung in „Dies ist kein Film“ (2011) nutzt Panahi nun das Taxi als Rück­zugs­raum, in dem er ungestört seine Gedanken mitteilen kann und ge­schützt ist vor permanenter Überwachung. Am Ende steht der Showdown der umgedrehten Verfolgungsjagd: Man sieht zwei Motorradmänner, die Panahi gefolgt sind, eine Scheibe einschla­gen und die Kameras klauen. Es gibt keinen unbeobachteten Blick im Iran. (vs)

  • Taxi Teheran (Filmbild 2)
  • Taxi Teheran (Filmbild 3)
  • Taxi Teheran (Filmbild 4)
  • Taxi Teheran (Filmbild 5)