Tagundnachtgleiche (2020)

Alexander (Thomas Niehaus) ist der einsame Wolf, wie er im Buche steht: Der eigenbrötlerische Besitzer einer Fahrradwerkstatt, der in seiner Freizeit alleine in seiner kargen, mit Kulturgütern ausstaffierten Wohnung sitzt, raucht, trinkt und klassische Musik hört. Doch der Einzelgänger Alexander sehnt sich nach seiner Nachbarin, der Varietékünstlerin Paula (Aenne Schwarz). Die beiden verbringen eine einzige Nacht miteinander – und kurz darauf verunglückt Paula tödlich. Als er ihre Schwester Marlene (Sarah Hostettler) trifft, sieht Alexander zunächst die Gelegenheit, durch sie Paula weiterhin nahe sein zu können. Doch auch Marlene entwickelt Gefühle für ihn, und Alexander muss sich zwischen ihr und seiner idealisierten Fantasie entscheiden.

Was so runtergebrochen wahnsinnig holzschnittartig und klischeebeladen klingt, erzählt Drehbuchautorin und Regisseurin Lena Knauss in ihrem Langfilmdebüt mit meisterhaftem Tempo und viel bildlicher Poesie. Mit einigen Ausnahmen (natürlich muss Marlene beim Besuch von Alexanders Wohnung ausgerechnet Pessoas „Buch der Unruhe“ aus seinem meterlangen Bücherregal ziehen) ist „Tagundnachtgleiche“ das nuancierte Porträt einer komplexen Liebe und eine Erkundung der Bedeutung menschlicher Beziehungen überhaupt – nicht nur die der romantischen Art. jl