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Tagebuch eines Skandals (2006)

Bewertung

„Muss man sehen“ kulturmovies

Filminhalt

Die einsame Lehrerin Barbara (Judie Dench) verliebt sich in ihre Kollegin Sheba (Cate Blanchett), entdeckt deren Affäre mit einem minderjährigen Schüler und nutzt ihr Wissen, um sich in Shebas Eheleben einzumischen. Aus diesem skandalträchtigen Stoff könnte man einen Thriller á la „Basic Instinct“ stricken. Nicht so der britische Regisseur Richard Eyre („Stage Beauty“, „Iris“). Basierend auf dem Roman „Tagebuch einer Verführung“ von Zoe Heller schickt er seine hervorragenden Akteure auf eine komplexe Achterbahnfahrt, die die dunklen Seiten bedürftiger Seelen auslotet. Dench, die große alte Dame des englischen Kinos, verkörpert die Intrigantin Barbara mit melancholischer Zurückhaltung und bitterem Humor. Als Antipode lotet Cate Blanchett Shebas Lebensgefühl aus und vermittelt zerbrechlich ihre Zerrüttung. Der Film ist voller Momente, in denen Blicke und Gesten Bände sprechen, in denen kein Satz zuviel fällt, Licht und Ausstattung subtil die konträren Lebens- und Gefühlswelten der beiden Frauen einfangen und die Kamera dem Zuschauer durch Winkel und Perspekiven das Gefühl gibt, Voyeur zu sein. Schade, dass Philip Glass dazu Musik komponiert hat, die in ihrer Melodramatik wie dickflüssige Instantsoße über ein kunstvoll arrangiertes Gericht flatscht. Das ist der einzige Makel an dieser Anatomie einer Obsession. (cor)