Zum Inhalt springen

Tage und Wolken (2007)

Tage und Wolken (Poster)

Bewertung

„Sollte man sehen“ kulturmovies

Filminhalt

Wer hier an den Arthaus-Hit „Brot und Tulpen“ denkt, liegt richtig. Silvio Soldini hat seinen neuen Film nach bewährtem Muster benannt. Doch anders als im ebenso charmanten wie leichtfüßigen Vorgänger geht es hier düster zu. „Tage und Wolken“ beginnt mit einem rauschenden Fest, das Ingenieur Michele seiner Frau Elsa ausrichtet, die soeben ihre Abschlussprüfung in Kunstgeschichte bestanden hat. Am Morgen danach beichtet Michele, dass er seinen Job verloren hat, vor Monaten schon.
Es entfaltet sich die Chronik eines sozialen Abstiegs. Vor Micheles Schicksal fürchten sich in Italien und in Europa viele, doch von so einer Fallhöhe können die meisten nur träumen: Das Ehepaar muss sein Segelboot verkaufen, die kunstverliebte Gattin einen Job im Callcenter annehmen, statt der eigenen Wohnung bezeht man, oh Graus, ein Appartment in der Mietskaserne. Willkommen im wahren Leben, möchte man Michele und Elsa zurufen. Doch Soldini heischt nicht um Mitleid. Schonungslos seziert er, wie Michele im Selbstmitleid versinkt, Elsa eine Affäre beginnt und sich die Machtverhältnisse wandeln, als die Ehefrau plötzlich mehr Geld verdient als ihr Gatte. Nicht um ein Prekariatsdrama geht es dem Regisseur, sondern um das Porträt einer Ehe in der Krise. Und das ist ihm gelungen, dank überzeugender Darsteller und einer angemessenen Kulisse: Michele und Elsa stehen verloren in der eigentlich pittoresken Altstadt von Genua, die selten so kalt und trostlos wirkte wie hier. (arm)

  • Tage und Wolken (Filmbild 4)