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Sturz ins Leere (2003)

Sturz ins Leere (Poster)

Bewertung

„Sollte man sehen“ kulturmovies

Filminhalt

Die Extreme der Natur faszinieren die Menschen: abgrundtiefe Meere, ewiges Eis, furchteinflößende Bergmassive. Entdeckungstrieb und die Suche nach dem ultimativen Kick führen Extremsportler dahin, wo die Natur symbolisch sagt: Verpiss dich. Das bekamen 1985 die Bergsteiger Joe Simpson und Simon Yates zu spüren, als sie die Westwand des 6 356 m hohen Siula Grande in Peru erklommen. Beim Abstieg zerschmettert sich Simpson das Knie. Um sich selbst zu quält sich aus einer Gletscherspalte heraus über den Gletscher und kilometerlange Felsen bis zum Camp. Sieht man im Dokudrama die Kletterer heute, wirken sie wie zwei britische Ale-Schlürfer, die man im Pub bei Manchester gegen Liverpool trifft. Die Erzählung der beiden ergänzt der Film durch nachgestellte Szenen mit Schauspielern. Intensiv, fast interaktiv sind diese Sequenzen, weil man meint, mittendrin zu sein – in der eiskalten Grabesstille der Gletscherspalte, in kältetrotzenden Schneehöhlen oder am Ende eines Seils, das ins Nichts baumelt. Letztendlich fehlen aber Worte des Zweifels und der Selbstreflexion. Regisseur MacDonald erliegt der Faszination der Überlebensgeschichte, genau wie Yates und Simpson dem Ruf der Wildnis erlagen. Die Bergsteiger als heldenhafte Bezwinger der brutalen Natur – der Tunnelblick der Adrenalinjunkies bleibt die einzige Perspektive des Films. (vs)