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Sophie Scholl – Die letzten Tage (2005)

Bewertung

„Sollte man sehen“ kulturmovies

Filminhalt

Ein Verhörzimmer der Gestapo, Februar 1943. Der Beamte Mohr (Alexander Held) befragt die junge Studentin Sophie Scholl (eindringlich: Julia Jentsch, „Die fetten Jahre sind vorbei“), weil sie an der Uni München Flugblätter gegen die Nazis verteilt hat. Der Zuschauer bekommt lange Zeit wenig mehr zu sehen als diesen Raum, Sophies Zelle und die endlosen Gänge dazwischen: grau gestrichene Wände, graue Uniformen und Gesichter, die grau sind vor Sorge – jede Minute dieses Films atmet Schwere. Nach Verhörprotokollen und Briefen schrieb Fred Breinersdorfer ein Drehbuch, das die Studentin und den Gestapo-Beamten in einem beklemmenden Duell gegeneinander stellt. Gerade weil der Film die Verbrechen der Nazis zwar thematisiert, aber nicht zeigt, entlarvt er Unmenschlichkeit des Systems. Doch bricht Regisseur Rothemund zum Ende hin seine kammerspielartige Verhörsituation ohne Not auf und zeigt den Schauprozess samt Hinrichtung in Bildern, die an ein TV-Doku-Drama erinnern. Dadurch geht viel von der Eindringlichkeit verloren. Auch die zeitliche Begrenzung wird zum Problem: Der Film erzählt die sechs letzten Tage Scholls, der Zuschauer erfährt wenig über Sophies Vorgeschichte – es bleibt im Dunkeln, was der junge Frau die Stärke gab, für ihre Überzeugung in den Tod zu gehen. In Erinnerung bleibt aber die Persönlichkeit, die Julia Jentsch ihr Scholl verleiht: still, introvertiert und doch mit der Kraft einer Märtyrerin. (arm)

Vorstellungen