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Soloalbum (2003)

Soloalbum (Poster)

Bewertung

„Muss man sehen“ kulturmovies

Filminhalt

Das Beste zum Anfang: Die Kinoversion des Stuckrad-Barre-Romans ist sehr frei nach der Vorlage, die eitle Nabelschau des Popliteraten wurde zugunsten der Liebesgeschichte eliminiert. Musikredakteur Ben (Matthias Schweighöfer) kriegt von Thomas D. auf die Fresse und von seiner Perle Katharina (kokett: Tschirner) per SMS den Laufpass. Das stürzt den coolen Großstädter in eine Sinnkrise, denn er begreift, wie sehr er verliebt war. Keine tolle Story, doch wann war Liebesleid schon mal preisverdächtig? Schweighöfers linkische Coolness verpasst der selbstverliebten Buchfigur eine sympathische Slapsticknote. Regisseur Schnitzler („Was tun, wenn’s brennt?“) peppt das Beziehungsstück mit einem gagstrotzenden Skript und Cinemascope auf. Mut zur Größe, durch die er sich zu einem großen deutschen Filmunterhalter entwickeln könnte. Wie ausgewogen auch sein zweiter Film die notwendige Stilisierung der Realität für die Leinwand gestaltet, ist ein Genuss. Bens Verzweiflung, seine Sidekicks aus dem Figurenarsenal der Komödie, die eingefärbten Panoramabilder Berlins: Alles überhöht Schnitzler im richtige Maße. Sein Kino ist sinnlich erfahrbares Kino, in das man sich hineinwünscht, weil es darin alles Spaß macht, was im richtigen Leben nur wehtut: Liebeskummer flaschenweise mit Wodka bekämpfen, Oasis hören oder seinen Schwanz in einer Autoscheibe einklemmen. Ein Film wie ein Ohrwurm. (vs)