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So weit die Füße tragen (2001)

Bewertung

„Sollte man sehen“ kulturmovies

Filminhalt

Das Lexikon des internationalen Films schreibt über die TV-Fassung von 1959, sie sei Balsam für die Seele des Volkes, da ein unbescholtener Deutscher in der Rolle des (Kriegs-) Opfers gezeigt wurde. 42 Jahre später wirft das die Frage auf: Warum hievt Regisseur Martins die wahre Geschichte des Clemens Forell, der drei Jahre aus russischer Kriegsgefangenschaft bis in die Heimat floh, auf die große Leinwand? Das Mammutprojekt, in eisiger Ästhetik aufwendig produziert, rechtfertigt sich als Prestigeprojekt für das deutsche Kino: Seht her. Wir können nicht nur billig. Wir können auch teuer und selbstreflexiv! Bettermanns Gesicht ist eine archetypische Folie für die Leiden des gequälten, geknechteten Mannes mit gutem Herzen. Doch der immense Stoff der Vorlage zwingt Martins, die Schauplätze im Eiltempo abzuhaken. Zeit für Zwischentöne bleibt nicht. Forell, eine Art Vorzeit-Dr. Kimble, ist letztlich auch ein Outlaw, ein gejagter Guter in Feindesland, der das einfachste aller Anliegen hat: Er will nur nach Hause. In seiner Geschichte gibt es keinen tieferen Bedeutungsebenen, keine kritischen Töne. Simple Feindbilder tun ihren Job, primär geht es nur ums Vorwärtskommen. Als das ein Ende hat, ist auch der Film zu Ende. Und mit ihm das deutsche Buch ,Zweiter Weltkrieg’ wieder geschlossen. Dabei war es noch gar nicht richtig aufgeschlagen. (vs)