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Schmetterling und Taucherglocke (2007)

Schmetterling und Taucherglocke (Poster)

Bewertung

„Muss man sehen“ kulturmovies

Filminhalt

Eingesperrt im eigenen Körper, gelähmt, stumm, nur noch durch die Augen mit der Welt verbunden, erwacht Elle-Chefredakteur Jean-Dominique Bauby (Mathieu Amalric) aus dem Koma. Schwestern wuseln um ihn herum, Ärzte reden auf ihn ein. Eine halbe Stunde lang erleben wir das Locked-in-Syndrom nach einem Gehirnschlag aus der Ich-perspektive: Lider legen sich über die Kameralinse, Tränen trüben den Blick. Wir hören Baubys innere Stimme, seine verzweifelten Schreie, seinen Zynismus, als er erkennt, dass niemand ihn hört. Diese radikale Pers-pektive schärft die Sinne. Als Baubys linkes Auge seinen Dienst versagt und zugenäht wird, möchte man mit ihm um Hilfe schreien. „Alles, was ich jetzt noch habe, sind meine Erinnerung und meine Fantasie“, sagt Bauby, und so inszeniert Julian Schnabel die Rückblenden, Tagträume und Momentaufnahmen wie kostbare Filmminiaturen, kleine Kinoperlen, auf den roten Faden von Baubys Lebensgeschichte aufgereiht.

„Schmetterling und Taucherglocke“ hat feine Antennen für magische Filmmomente

Eine Nassrasur im warmen Abendlicht wird so zu einer Liebeserklärung an den Vater, ein Lourdes-Trip mit der Geliebten zu einer bildgewaltigen Abrechnung mit dem eigenen (Nicht-)Glauben. Und endlich können die Schauspieler zeigen, was sie können. Vor allem Emmanuelle Seigner als verschmähte, aber treu sorgende Exfreundin und Max von Sydow als stolzer, von einsetzender Demenz geplagter Vater liefern eine Galavorstellung. Sieht man von einigen Sperenzchen ab, wie dem Schlüpfen eines Schmetterlings in Zeitraffer, beweist Schnabel viel Geschick bei der Komposition von Bild und Musik und eine feine Antenne für magische Filmmomente. (fs)

  • Schmetterling und Taucherglocke (Filmbild 2)
  • Schmetterling und Taucherglocke (Filmbild 3)
  • Schmetterling und Taucherglocke (Filmbild 4)
  • Schmetterling und Taucherglocke (Filmbild 5)