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Saint Omer (2022)

Saint Omer (2022) (Poster)

Bewertung

„Sollte man sehen“ kulturmovies

Filminhalt

Bei anwachsender Flut legt eine Studentin ihr Baby an den Strand von Saint Omer und lässt es ertrinken. Was war der Grund für diese schreckliche Tat? Im Prozess gegen die Kindsmörderin Laurence Coly stellt sich heraus, dass diese Frage nur sehr schwer zu beantworten ist – Coly behauptet, verhext worden zu sein.

Regisseurin Alice Diop lässt uns durch die Augen einer Professorin auf den Prozess schauen, die für den Fall extra angereist ist. Schicht für Schicht tauchen wir in die Lebensrealität der Täterin ein, die vom Alltagsrassismus, der Entfremdung zur senegalesischen Herkunftsfamilie und einer toxischen Beziehung zu einem weitaus älteren Mann bestimmt wurde und die zuletzt über Jahre das Haus nicht mehr verlassen hatte. Die Professorin Rama beginnt sich zwischen den Anhörungen mit der Mutter der Angeklagten zu unterhalten und findet Parallelen zwischen der Täterin und sich selbst.

Alice Diop kreiert mit ihrem Werk eine tiefschürfende Studie kultureller Differenzen, thematisiert Identitätsfragen, Abhängigkeitsverhältnisse und weibliche Körper und deren Macht. „Saint Omer“ lehnt sich an den Aufsehen erregenden realen Fall „Kabou“ an und ist einer der aufwühlendsten und poetischsten Filme der letzten Monate.

Text: Vanessa Sonnenfroh

  • Saint Omer (2022) (Filmbild 4)
  • Saint Omer (2022) (Filmbild 5)
  • Saint Omer (2022) (Filmbild 2)
  • Saint Omer (2022) (Filmbild 3)

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