Saint Amour – Drei gute Jahrgänge (2015)

„Ehrliche Arbeit für echte Männer, denen man vertrauen kann“: So umreißt Jean (Depardieu) stolz die Tätigkeit eines Bauern. Der weißhaarige, behäbige Koloss ist traurig darüber, dass sein versoffener Sohn Bruno (Poelvoorde) kein Interesse an der Übernahme des Familienhofes hat. Nach einer Landwirtschaftsmesse, bei der Bruno hackedicht im Ferkelstall endet, nimmt Jean seinen ihm entfremdeten Spross mit auf eine spontane Weintour durch die französischen Anbaugebiete. Mit dabei: Taxifahrer Mike (Lacoste) … Das Regieduo Gustave Kervern und Benoît Delépine hat schon in „Der Tag wird kommen“ (2012) seine Vorliebe bewiesen für das ländliche Frankreich der Industriehöfe und Schnellimbisse, bevölkert von schrägen Menschen, die oft nur schräg sind, weil Kervern und Delépine es so wollen. Jean, Bruno und Mike tuckern durchs Beaujolais und den Bordeaux, durch den Burgund und den Elsaß, dabei fliegen roadmovietypisch Lebenslügen auf, während Sex – für alle ein Problem – leichter von der Hand geht, wenn man erstmal auf Achse ist. Neues aus dem Subgenre „Typen unterwegs zu sich selbst“? Nicht auf der Karte. Dafür selbstzweckhafter Humor, Michel Houellebecq, ein Kind mit drei Vätern und die leibhaftige Venus. Kein Grand Cru, eher ein Villages-Wein. vs