Safari (2016)
- Originaltitel Safari
- Regie Ulrich Seidl
- DarstellerInnen Keine Darsteller
- Buch
- Entstehungsjahr 2016
- Land Österreich
- Filmlänge 90 min
- Filmstart 8.12.2016
- Website http://stadtkinowien.at/film/959/
- Genres Dokumentation
Bewertung
Deutsche und österreichische Touristen gehen in Afrika auf Großwildjagd.
Filminhalt
Interessiert sich der österreichische Regisseur Ulrich Seidl wirklich für die von ihm porträtierten Menschen und ihre Lebenswelten – oder führt er sie als eine Art artifiziell verbrämte Version von Reality-TV doch eher vor? Eine Debatte, die auch „Safari“ nicht abschließend klären können wird; erst recht nicht die Frage danach, wo in Seidls Dokumentarfilmen das Dokumentarische endet und die Inszenierung beginnt. „Safari“ kann man als Ergänzung zu Seidls Spielfilm „Paradies: Liebe“ (2012) sehen, der sich ebenfalls mit den Nachwehen des Kolonialismus und den fortwährenden Abhängigkeits- und Ausbeutungsverhältnissen auseinandersetzte: Statt einer Sextouristin folgt Seidl hier verschiedenen Menschen, die in Afrika auf Großwildjagd gehen. Zwar behauptet der Filmemacher weiterhin, er zeige nur, werte aber nicht – den fehlenden Kommentar ersetzt aber ein suggestiver Schnitt, wenn Seidl auf die Rechtfertigungsversuche seiner Protagonisten eine Montage von an der Wand drapierten Jagdtrophäen folgen lässt. Nein, Seidl enthält sich nicht.
„Safari“ lotet Grenz- und Grauzonen aus
Doch muss er das? Letztlich lässt er ohnehin das System sich selbst entlarven: Etwa wenn die Jägerinnen und Jäger die Ursprünglichkeit des Jagdtriebes feiern, zugleich aber kühl über die zu erlegenden Tiere verhandeln und sie entfremdend als Stücke bezeichnen. Oder wenn einer der Touristen bemerkt, man würde ja nicht einmal mehr einfache Fakten benennen dürfen, ohne gleich als Rassist gebrandmarkt zu werden. „Die Schwarzen können halt einfach viel schneller rennen“, sagt er. Und seine Frau fügt hinzu: „Wenn sie denn wollen!“ Nachdem die Touristen sich an ihren Triumphen berauscht und diese fotografisch festgehalten haben, kümmern sich die schwarzen Arbeiter der Jagdfarm im Hintergrund um die Kadaver. Seidl hält natürlich unerbittlich drauf. Man ist sich nicht sicher, ob man das surreale Spektakel der Zerlegung einer Giraffe jemals sehen wollte, doch nimmt der streitbare Regisseur nicht nur die Mechanismen in Augenschein, die einen Jagdtourismus erst möglich machen, sondern auch dessen hässliche Konsequenzen für Mensch und Tier. Das Ausloten von Grenz- und Grauzonen – auch seiner eigenen – bleibt Seidls größte Stärke. sb