Rosetta (1999)

Die jugendliche Rosetta hat nur ein Ziel: „Raus aus diesem Loch.“ Mit ihrer alkoholkranken Mutter lebt sie in einem abgewrackten Wohnwagen am Rande der Stadt, ihr einziger Besitz sind ein Paar ausgelatschte Gummistiefel. Damit macht sie sich allmorgendlich auf die Suche nach Arbeit. Für die wortkarge Rosetta geht es ums nackte Überleben. Mit der Wut der Verzweiflung rennt sie gegen die Widerstände an, schlägt wie ein in die Enge getriebenes Tier wild um sich und macht sich so erst recht zur Außenseiterin. Die im Dokumentarfilm erfahrenen Brüder Dardenne haben zwar einen Spielfilm gedreht, aber der dokumentarische Charakter war ihnen auch bei diesem handlungsarmen, aber sozial engagierten Drama wichtig. Mit der Dogma-mäßigen Handkamera hetzten sie ihrer Heldin hinterher und schufen daraus ein energiegeladenes, beklemmende Charakterstudie über das Leben am Rande der Wohlstandgesellschaft. In Cannes war dies 1999 die Goldene Palme wert. (ascho)