Zum Inhalt springen

Plan A – Was würdest du tun? (2020)

Plan A - Was würdest du tun? (Poster)

Bewertung

„Muss man sehen“ kulturmovies

Filminhalt

Max (August Diehl) ist Überlebender des Holocaust, seine Frau und sein Kind sind tot. Er schließt sich jüdischen Überlebenden an, die eine große Racheaktion an der deutschen Bevölkerung planen. Der Film Plan A – Was würdest du tun? wurde nach wahren Begebenheiten gedreht.

Kurz nach der Niederlage Deutschlands gegen die alliierten Streitkräfte im Jahr 1945 und der Befreiung aller noch in den Konzentrationslagern Gefangenen finden sich versprengte jüdische Überlebende in den Wäldern Süddeutschlands zusammen, um Rache zu nehmen: Für jeden ermordeten Juden soll ein Deutscher sterben. Auch innerhalb der britischen Armee gibt es eine Brigade mit jüdischen Soldaten, die Jagd macht auf deutsche Kriegsverbrecher. Max (August Diehl) schließt sich zuerst der jüdischen Brigade an, wechselt dann aber zu den Holocaust-Überlebenden und damit zur Rache um jeden Preis. Die aber sind misstrauische und wollen ihn nicht aufnehmen. Ist er wirklich kein Verräter? In Nürnberg findet Max die Truppe wieder und erfährt den Plan. In vielen deutschen Großstädten soll das Trinkwasser vergiftet werden.

Der Film Plan A – Was würdest du tun? ist ein an die Substanz gehender Film über Holocaust-Überlebende und ihren Drang nach Rache in den ersten Monaten des Nicht-mehr-Krieges. Kopfschüsse und Kehlkopfschnitte hängen noch als Bilder im Gedächtnis fest, während gebrochenen und verzweifelten Menschen moralphilosophische Fragen wälzen. Max muss erfahren, dass seine Frau und seine Tochter einem Erschießungskommando zum Opfer gefallen sind. Ana (Sylvia Hoeks) schreit nachts im Schlaf und ist dann kaum zu beruhigen. Die beiden werden in einem ihrer verzweifeltsten Momente einmal Sex miteinander haben: Etwas Traurigeres hat man kaum gesehen.

Das moralische Gewissen ist in Michael (Michael Aloni) verkörpert. Der Kommandant der jüdischen Brigade in der britischen Armee will verhindern, dass Zivilisten getötet werden, weshalb er immer wieder Kontakt zu Max aufnimmt, der ihm die Pläne verraten soll. Michaels Haltung ist aber nicht nur moralischer, sondern auch politischer Natur: Er denkt bereits an die Staatsgründung Israels, die im Frühjahr 1948 Wirklichkeit wird. Michael will diese Pläne auf keinen Fall mit einer Racheaktion an deutsche Zivilisten sabotieren. Das Ringen zwischen beiden Kräften wird immer erbitterter und steuert auf einen Showdown zu.

Plan A – Was würdest du tun? ist eine deutsch-israelische Produktion, die beiden Regisseure Yoav und Doron Paz stellen die Holocaust-Überlebenden zentral ins Geschehen, und obwohl der Film in Südtirol und Deutschland spielt, kommen Deutsche kaum zu Wort, spielen gerade mal ganz kleine Sprechrollen. Die Filmsprache der internationalen Produktion ist Englisch, was bei diesem Plot für deutsche Zuschauerinnen und Zuschauer befremdlich wirkt, aber nur konsequent ist: Der Film mag in Deutschland spielen, deutsche Täter und Mitläufer mögen im Zentrum von Gedanken und Überlegungen stehen, im Mittelpunkt stehen aber exklusiv die Menschen, die vor wenigen Wochen ihrer Vernichtung entgangen sind. Die Holocaust-Überlebenden wollen keine Opfer mehr sein. Mit welcher Tat sie diese Wandlung vollziehen werden: davon handelt dieser sehenswerter und an die Substanz gehender Film.

Jürgen Wittner

  • Plan A - Was würdest du tun? (Filmbild 4)