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Paradies (2016)

Paradies (Poster)

Bewertung

„Sollte man sehen“ kulturmovies

Das Engagement der Exilrussin Olga für den französischen Widerstand im Zweiten Weltkrieg wird ihr zum Verhängnis.

Filminhalt

Ein französischer Polizist, der im besetzten Frankreich für die Nazis die Drecksarbeit erledigt. Eine exilrussische Résistancekämpferin, die jüdische Kinder beschützen möchte und in der Gaskammer stirbt. Und ein deutscher Karrierenazi, klug, kultiviert, sympathisch, der Fälle von Korruption in Konzentrationslagern untersuchen soll. „Paradies“ verwebt drei Biografien kunstvoll und auch ein wenig kunstgewerblich ineinander. Die Darsteller Philippe Duquesne, Julia Vysotskaya und Christian Clauß erzählen wie in einer Verhörsituation vor nüchterem Hintergrund in die Kamera, das Geschehen wird dann in edlem Schwarzweiß gespielt, und erst nach und nach erkennt man, dass die zeitliche Abfolge nicht stimmen kann – in dem Moment, in dem die Figuren vordergründig verhört werden, sind sie tatsächlich längst tot. Inhaltlich ist das schwierig: Regie-Altmeister Andrei Konchalovsky macht den Holocaust so als eine Art Fegefeuer erträglich, Faschismus und Krieg sind in dieser religiösen Überwölbung unangenehme Passagen, die freilich am Ende überwunden werden können. Gleichzeitig beeindruckt aber die formale Konsequenz, mit der der 80-jährige Regisseur sein Thema mal als französische Bürgertumssatire, mal als Gefangenendrama und mal als Krimi durchspielt. Bloß Christian Clauß’ umgänglichen Nazi möchte man eigentlich nicht mehr sehen, wie er seine Ideologie noch über den Tod hinaus freundlich lächelnd verteidigt. fis

  • Paradies (Filmbild 4)
  • Paradies (Filmbild 2)
  • Paradies (Filmbild 3)
  • Paradies (Filmbild 5)