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One Hour Photo (2002)

One Hour Photo (Poster)

Bewertung

„Kann man sehen“ kulturmovies

Filminhalt

Schluss mit lustig: Nach „Insomnia“ gibt Robin Williams wieder den wirren Irren. Und wieder ist es ein Imagewechsel mit der Brechstange. Williams spielt Sy, einen einsamen Fotoentwickler, der von der Jungfamilie Yorkin besessen ist. Zu gerne wäre er der nette Onkel. Als das rosarote Bild der Yorkins zerbricht, zerbricht auch Sys Bezug zur Realität … Regisseur Romanek kann seine Musikvideo-Vergangenheit nicht verhehlen: Style zählt mehr als Subtiles, Deutliches mehr als Angedeutetes. Williams’ Verkäufer ist mit der Subtilität einer Media-Markt-Werbekampagne angelegt, das Wort „Psycho“ praktisch auf seine Stirn geschrieben. Sy lebt in einer Welt, die sich aus kraftlosen Farben speist; der farblose Mann verschmilzt mit seiner farblosen Umwelt, so unwichtig ist er. Farbe und damit Leben findet nur auf den Fotos der Yorkins statt, die als heile Welt aus Blau, Rot, Gelb und Orange Sys Dasein aufhellt. Alles ist Symbolik – selbst der finale Amoklauf des Fotomannes hat nur eine sinnbildliche Funktion. So verpufft die Klimax des Films wie ein misslungenes chemisches Experiment. Statt laut zu knallen, pufft es nur leise – und das auch noch hinter Sicherheitsglas: Sys Obsession wird didaktisch mit Missbrauch erklärt. Das Letzte, was ein Psychothriller braucht, ist ein Psycho mit Persilschein. (vs)