NVA (2005)
- Originaltitel NVA
- Regie Leander Haußmann
- DarstellerInnen
- Buch Thomas Brussig
- Entstehungsjahr 2005
- Land Deutschland
- Filmlänge 98 min
- Filmstart 29.9.2005
- FSK 6
- Genres
Bewertung
Filminhalt
Leander Haußmann und Thomas Brussig sind so etwas wie die Chronisten-Clique der DDR. Der eine als Regisseur von „Herr Lehmann“, der aus dem geteilten Berlin in die Wiedervereinigung führte, der andere als Literat („Helden wie wir”), beide zusammen als Macher und Schreiber von Filmen wie „Sonnenalle“. Beharrlich halten Haußmann und Brussig die – metaphorischen – Fahnen ihrer eingegliederten Geburtsnation hoch, und ihr gesamtes Œuvre ist dem Thema „Deutsche Demokratische Republik“ gewidmet. Doch ihr neues Projekt ist ein echter Egon Krenz, wenn man den letzten SED-Generalksekretär mal als Verlierer der Geschichte betrachtet. Ähnlich wie in Brussigs überfrachtetem, großem Ost-Roman „Wie es leuchtet“ bietet der Film über den Alltag in der Nationalen Volksarmee unzählige perfekt ausgeleuchtete Häppchen, die sich zu keiner bekömmlichen Mahlzeit addieren wollen. Kim Frank (bitte nicht wiederkommen) und Oliver Bröcker (bitte wiederkommen) müssen zur NVA, der eine rehäugiger Sanftmut, der andere rotznäsige Revolution.
Eine absurd geratene Typenparade
Anhand einer skurril gemeinten, aber absurd geratenen Typenparade aus Mitsoldaten und Vorgesetzten – darunter Detlev Buck als Kommandant, der Detlev Buck als Kommandant spielt – arbeiten sich die Masterminds der Ost-Aufarbeitung an den Erinnerungen ihrer Ausbildungszeit ab: Besäufnisse, Maßregelungen der Stubenschurken, missratene Manöver, Gängelung, Widerstand. Wobei ihnen ein mit glühendem Lila des Abendhimmels hinterlegter Wachturm im Gegenlicht plus nostalgisch verbrämenden West-Popsong allemal wichtiger ist als ihre Figuren – die schieben sie eh von Setting zu Setting wie die SED ihre Parteifunktionäre von Posten zu Posten. Damit schaffen Haußmann und Brussig eine seltene Art von Film: Das Thema drängt die Schauspieler trotz deren chargierenden Buhlens um Aufmerksamkeit komplett in den Hintergrund. Am Ende, als die Mauer fällt und die Armee zerbröckelt, wissen Haußmann und Brussig nicht, wie sie ihr Gewusel auflösen sollen und sprengen symbolisch die DDR in die Luft. Endlich mal eine vernünftige Idee. (vs)