Nirgendwo (2016)

„Es könnt so schön sein, wenn’s nicht alles so kompliziert wäre.“ Ein schöner, wehmütiger Satz aus diesem an wehmütigen Momenten nicht gerade armen Film. Regiedebütant Matthias Starte taucht ab ins „Nirgendwo“, an die Bruchstelle in der Existenz eines jungen Menschen, wo der größte Riss im Dasein, der Übergang zum Erwachsenendasein, schwerste Verwirrungen auslöst. Eigentlich ist das tiefstes Richard-Linklater-Land, dem US-Meister des Coming-of-Age-Films. Starte ergänzt Linklaters meist leichten Ton um dunklere Noten. Wie findet man im Nirgendwo sein Ziel? BWL-Student Danny (Ludwig Trepte) weiß es auch nicht. Nach dem Tod seines Vaters fährt er in sein Heimatkaff, wo seine alten Kumpels sich entweder in der Provinz einrichten, das Geld der Eltern verfeiern oder ihre Flucht vorbereiten.

„Nirgendwo“ besitzt fühlbare Sommerferienatmosphäre

Danny reist zurück in der Zeit, chillt, feiert, bändelt wieder mit seiner Jugendliebe an. Aber das Kiffen und Saufen täuscht nicht darüber hinweg, dass hier alle leiden: unter den Erwartungen der Eltern, unter dem Zwang, sein Leben durchzuplanen, und funktionieren zu müssen, und daran, in einer sich immer schneller drehenden Welt den Überblick behalten zu müssen. „Nirgendwo“ besitzt sicht- und fühlbare Sommerferienatmosphäre. Zu melancholischer Popmusik porträtieren tolle Darsteller eine Generation junger Menschen, die verzweifelt ihren Weg suchen in all dem Lebensgestrüpp- und gesträuch, das so furchtbar ziept und kratzt. Es ist eine Jugend ohne Kompass, die nicht von der Stelle kommt, weil sie sich für nichts entscheiden kann. Erst ganz am Ende, nachdem einer von ihnen für immer verharrt ist, begreifen Danny und seine Clique: um seinen Pfad zu finden, muss man erst mal losgehen. vs