Nanga Parbat (2009)

Der Zeitzeuge ist eine seltsame Erscheinung: Viele Jahre nach einem Ereignis liefert er über subjektive Erfahrungen einen Bericht ab – der dann als Grundlage für ein mediales Werk mit Objektivitätsanspruch verwendet wird. Joseph Vilsmaier beleuchtet in seinem Drama eine 40 Jahre zurückliegende Himalayaexpedition, bei der Günther Messner am Nanga Parbat ums Leben kam. Zeitzeuge: Reinhold Messner, Günthers Bruder und damals dessen einziger Begleiter im Berg. In betörenden, manchmal seltsam verwackelten Naturaufnahmen und untermalt mit plakativ dramatischer Musik zeigt „Nanga Parbat“, wie die Brüder Messner gegen den Willen ihres Expeditionsleiters am 27. Juni 1970 den Gipfel erklimmen – und beim Abstieg in Lebensgefahr geraten. Eine kritische Aufarbeitung der Ereignisse erfolgt nicht; gezeigt wird Reinhold Messners Version, und dass die umstritten ist, verschweigt der Film. Zusätzlich fällt negativ auf: Die Hauptfiguren bleiben fleischlos, und Günther Messner (Andreas Tobias) wird als leicht tumber kleiner Bruder dargestellt. (jul)