Mother (2009)

Mit dem Monsterschocker „The Host“ hat Bong Joon-ho 2006 den erfolgreichsten koreanischen Film aller Zeiten gedreht. Mit dem neuen Werk wird ihm das nicht gelingen, dazu ist das Drama zu sperrig. Dennoch hat die in sorgfältig komponierten Breitbildaufnahmen gefilmte Geschichte ein großes Publikum verdient. Der einfältige Do-jun, einziges Kind der alleinerziehenden Hye-ja, ist wegen Mordes an einer Schülerin angeklagt. Durch seine Naivität ist er leichtes Opfer des Polizeiapparates und der Öffentlichkeit. Doch Hye-ja glaubt an die Unschuld ihres Sohnes – und gibt alles, um diese zu beweisen. Geschickt weckt Bong Joon-ho mit seinen glaubwürdigen Hauptdarstellern und dem Detailreichtum seines Films die unterschiedlichsten Gefühle: Mal hat man Mitleid mit der Mutter, mal mit dem Sohn; spürt Verachtung in der einen, Bewunderung in der nächsten Sekunde; empfindet Wut und Trauer im Wechselspiel, gruselt sich und lacht. Dass die intime, ganz auf eine Einzelfigur fokussierte Story in ihrem Verlauf mehr und mehr zur Parabel auf die koreanische Gesellschaft wird, ist weiterer Pluspunkt. (jul)