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Michael Kohlhaas (2013)

Michael Kohlhaas (Poster)

Bewertung

„Sollte man sehen“ kulturmovies

Filminhalt

Er schaut starr wie eine Bronzestatue, nur der Schweiß zeugt vom Gefühlssturm, der in ihm tobt: Der dänische Hollywoodstar Mads Mikkelsen („Die Königin und der Leibarzt“, „Die Jagd“) spielt Heinrich von Kleists Michael Kohlhaas, der ungerecht behandelt und deshalb zum Rebellen wird, mit versteinerter Mimik. Sein Gesicht gibt dem wortkargen, aus langen Einstellungen komponierten Film sein ästhetisches Mantra. In allen Menschen mahlt es still, nur die Fliegen surren, es schnauben die Pferde, Wind tost bedeutsam durch herbstlich verdüsterte Karstlandschaften – klanglich wie visuell erinnert Arnaud des Pallières’ Film an Werner Herzogs „Aguirre“ oder „Fitzcarraldo“. Er erzählt seine Geschichte von Klassenwillkür im historischen Kontext, überträgt sie nicht ins Jetzt, sondern vertraut ganz auf die zeitlose Wucht ihrer Grundfrage: Wie sehr darf man selbst zum Ungerechten werden, um Gerechtigkeit zu erreichen?

„Michael Kohlhaas“ hätte ein Klassiker werden können

1532 kommen dem gutsituierten Pferdehändler Kohlhaas zwei Tiere abhanden, die der konfiszierende Großgrundbesitzer vorerst nicht mehr rausrücken will – und als er es doch tut, sind die Pferde in erbärmlicher Verfassung. Kohlhaas, bis dahin ein glücklicher Familienvater, besteht indes auf einwandfreie Ware, geht den Rechtsweg und nimmt, als das nichts fruchtet, mit einer Truppe bewaffneter Anhänger das Recht selbst in die Hand. Dabei verliert er nach und nach alles: Glück, Familie, Wohlstand, Zuhause und am Ende das Leben. Diese Story von Prinzipienreiterei, die zum Fanatismus wird, von Gerechtigkeitsempfinden, das über Leichen geht, vom unlösbaren Konflikt zwischen Individuum und Staat erzählt des Pallières angemessen spröde und humorfrei. Und wären dem Cutter manche Szenenwechsel wirklich elliptisch statt nur sprunghaft geraten, hätte „Michael Kohlhaas“ ein Klassiker werden können. Die Bronzestatue, zu der der große Mads Mikkelsen seinen Charakter modelliert, ist es schon jetzt. (mw)

Prädikat besonders wertvoll

  • Michael Kohlhaas (Filmbild 2)
  • Michael Kohlhaas (Filmbild 3)
  • Michael Kohlhaas (Filmbild 4)
  • Michael Kohlhaas (Filmbild 5)