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Maestro (2023)

Maestro (2023) (Poster)

Bewertung

„Sollte man sehen“ kulturmovies

Filminhalt

Bradley Cooper hat das Leben des Starkomponisten Leonard Bernstein verfilmt und spielt gleich selbst die Hauptrolle. Er schuf mit dem Biopic „Maestro“ ein Fest der Bilder.

Er war ein Allroundgenie: Konzertpianist, Dirigent, Lehrender und nicht zuletzt Komponist. Und auch da sah er keine Grenzen, schuf Chorwerke, Simfonien und Kammermusik, Musicals wie „Candide“ und „West Side Story“ und selbst Filmscores. Bernstein, das US-amerikanische Musikgenie, ist ein klassischer Kandidat für ein opulentes Biopic. Steven Spielberg hatte es lange mit Bradley Cooper in der Hauptrolle geplant; nach dessen Erfolg mit „A Star Is Born“ hat er ihm kurzerhand auch die Regie überantwortet.

Die ersten Minuten sind rasant ineinander gleitende Szenen. Alles beginnt mit einem längst legendären Anruf von der Carnegie Hall: Der 25-Jährige darf für ein Dirigat einspringen und wird über Nacht zum Star. „Maestro“ galoppiert in den nachfolgenden zwei Stunden durch die Karriere des arbeitswütigen Maniacs. Stets an seine Seite: Ehefrau Felicia (Carey Mulligan), selbst eine erfolgreiche Schauspielerin. Für sie hat er nach der ersten Begegnung kurzerhand seinen Geliebten, den Orchestermusiker David (Matt Bomer), abserviert; treu wird ihr Bernstein aber nicht sein können. Bernstein liebt nicht nur seine Familie, seine Arbeit, Partys und Betriebsamkeit. Er hat auch immer wieder Affären mit Männern. Felicia ist nachsichtig, sie drängt lediglich auf Diskretion. Doch die eheliche Harmonie ist auf lange Sicht nicht zu halten. Und doch bleibt das Paar drei Jahrzehnte, bis zu Felice` Krebstod im Jahr 1978, zusammen. Zu gern hätte man mehr über die ehelichen Konflikte oder auch über Bernstein Erfahrungen mit antijüdischen Ressentiments erfahren. Allerdings werden solche Aspekte in „Maestro“ lediglich am Rande gestreift, für eine Vertiefung bleibt bei diesem Parforceritt durch Leonard Bernsteins umtriebiges Leben leider keine Zeit.

Dafür ist „Maestro“ darstellerisch wie gestalterisch ein Fest: angefangen vom Maskenbild, das den Alterungsprozess sehr überzeugend wirken lässt, über die exquisiten Sets und Kostüme bis hin zur dynamischen Kameraarbeit mit immer wieder überraschenden Szenenübergängen. Matthew Libatique („Black Swan“) verwendet zunächst Schwarz-Weiß-Bilder im Stil der Hollywoodklassiker, um dann zu blassen Farben der siebziger Jahre zu wechseln. Ein Film, der die große Leinwand verdient und glücklicherweise von Netflix für kurze Zeit auch in die Kinos gebracht wird.

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