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Mackie Messer – Brechts Dreigroschenfilm (2017)

Mackie Messer - Brechts Dreigroschenfilm (Poster)

Bewertung

„Sollte man sehen“ kulturmovies

Bertold Brecht will eine radikale Filmadaption seiner „Dreigroschenoper“ durchsetzen.

Filminhalt

Man weiß, dass Bertolt Brecht sein Stück „Die Dreigroschenoper“ selbst verfilmen wollte. Brecht war ein Freund des Massentauglichen, das Kino schien ihm perfekt, um dem Publikum seine emanzipatorischen Inhalte mit Witz, Drastik und schmissigen Songs unterzujubeln. Nur war Brecht eben so sehr Filmfan wie auch Filmindustrieverächter. „Die Dreigroschenoper“ hatte sich nach der Uraufführung 1928 zum Theaterhit entwickelt, und die Filmproduzenten wollten diesen Hit risikofrei auf der Leinwand wiederholen, während Brecht das Publikum irritieren und schockieren wollte. Klar, dass es noch vor Beginn der Dreharbeiten krachte. In der Realität wurde Brecht irgendwann aus der Produktion gedrängt, die erste „Dreigroschenoper“-Verfilmung stellte dann G. W. Pabst 1931 fertig. Diese historisch verbürgte Grundsituation nimmt Joachim A. Lang als Basis für seinen halb biografischen, halb als Film im Film angelegten „Mackie Messer – Brechts Dreigroschenfilm“: Lang zeigt einerseits, wie Brecht (Lars Eidinger) an den kommerziellen Motiven der Filmindustrie scheiterte, andererseits gibt es die Originalstory der „Dreigroschenoper“ zu sehen, bis sich Spielszenen, Weltwirtschaftskrise und Theaterillusion überlagern.

„Mackie Messer“: zwischen Kunst und Kommerz

„Mackie Messer“ bedient so beide Positionen: Einerseits setzt der Film Brechts Diktum „Glotzt nicht so romantisch!“ in einer gebrochenen Ästhetik um, andererseits erfüllt er die romantisierenden Konventionen der Filmindustrie: mit Herzschmerz, mit einem Starensemble von Tobias Moretti über Hannah Herzsprung bis Robert Stadlober, mit Kurt Weills zu Standards gewordenen Songs. Der Film taucht so elegant unter dem Streit zwischen Kunst und Kommerz durch. Dass in einer letzten Volte die Handlung aus der Weltwirtschaftskrise ins London der Gegenwart springt, also in eine ganz andere Krise, kann man zu gewollt finden. Tatsächlich ist es nur konsequent. fis

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