Zum Inhalt springen

Die feine Gesellschaft (2016)

Die feine Gesellschaft (Poster)

Bewertung

„Sollte man sehen“ kulturmovies

Filminhalt

Wann genau eigentlich zog es den französischen Verstörfilmer Bruno Dumont („Humanität“, „Twentynine Palms“) zum Grotesken hin? Sein 2013er-Film „Camille Claudel 1913“ war noch geprägt von einer existenziellen Schwere, die keinerlei Rückschlüsse darauf zuließ, dass der Regisseur einmal auf den ungehemmten Körperhumor der Kinofrühzeit Bezug nehmen würde. In „Die feine Gesellschaft“ lässt Dumont an der französischen Normandieküste eine betuchte Touristengruppe auf die einheimischen Fischerleute los – und ein Laurel-und-Hardy-artiges Polizistenduo ermittelt, als die Urlauber nach und nach verschwinden. Ein Klassenkampf, inszeniert als kannibalische Farce, in deren eigensinnigem Herz auch noch eine queere Coming-of-Age-Romanze mit melodramatischen Anklängen pocht.

„Die feine Gesellschaft“ scheint in einem Parallelkosmos zu spielen

Mit den Gesetzmäßigkeiten des Slapsticks ist Dumont jedenfalls vertraut und meint es sichtbar ernst mit all dem Unsinn – so weiß er, dass anders als beim erzählten Witz selbst der profanste Gag mit der richtigen Anzahl an Wiederholungen besser wird. Ansonsten hält sich der Film an wenige Regeln, nicht einmal an die der Natur: „Die feine Gesellschaft“ scheint in einem Parallelkosmos zu spielen, in dem der Strand in übertrieben gleißendes Sonnenlicht getaucht ist, während nur wenige Meter entfernt auf dem Meer ein Sturm tobt – erzählerische Kohärenz hebelt Dumont mit Freuden aus, und selbst die sonst so würdevolle Juliette Binoche passt sich dem Chaos lustvoll grimassierend an. Und auch wenn Dumont den Bogen auch in Sachen Lauflänge überspannt, muss man seinen übersprudelnden Irrwitz gesehen haben, um ihn zu glauben. sb

  • Die feine Gesellschaft (Filmbild 4)
  • Die feine Gesellschaft (Filmbild 2)