Luanas Schwur (2021)
- Originaltitel The Albanian Virgin
- Regie Bujar Alimani
- DarstellerInnen
- Entstehungsjahr 2021
- Land Albanien
- Filmlänge 122 min
- Filmstart 9.2.2023
- FSK 16
- Genres
Bewertung
Filminhalt
Seit der Schulzeit sind Luana und der aus der Stadt zugereiste Agim innig miteinander verbunden. Geradezu folgerichtig erscheint es da, dass er ihr – erwachsen geworden – einen Heiratsantrag macht. Doch Luana muss ablehnen: Ihr Vater hat sie schon als Kind Flamur (Nik Xhelilaj), dem Sohn aus einer besseren Familie, versprochen.
Es ist eine zutiefst von Unfreiheit geprägte Welt, in die „Luanas Schwur“ Einblick gibt. Im Albanien der 1950er und 1960er Jahre herrscht unter Enver Hoxha eine der rigidesten Diktaturen des Kalten Krieges. Zugleich existieren in den Bergregionen des Landes strenge, geradezu archaische Verhaltenskodexe wie Blutrache und arrangierten Ehen. Es gibt allerdings auch einem daraus befreienden Schwur, der Frauen ermöglicht, fortan in der sozialen Rolle eines Mannes, aber ohne jegliche sexuelle Bindung zu leben. Als Luanas Vater nach einem Streit um die Frage, ob seine Tochter überhaupt noch Jungfrau sei, von Flamur getötet wird, ist dies für sie die scheinbar einzige Option.
Es wirkt geradezu paradox: Nur indem sie die von Gewalt und Gegengewalt, von Machismo und Frauenfeindlichkeit geprägten Riten und Verhaltensweisen der Männer übernimmt, kann sie dem ihr zugedachten Verlobten entkommen. Und die Tötung ihres Vaters sühnen und damit das patriarchalische System besiegen. Regisseur Bujar Alimani lässt sich genügend Zeit, um diese bäuerliche Gesellschaftsstruktur auszuleuchten, um dann sukzessive aus den daraus resultierenden Konflikten Dramatik und Spannung zu schlagen. Zeitweilig entwickelt sich so die Balkanvariante eines typischen Westerns: Um die vermeintliche Familienehre und den männlichen Stolz zu verteidigen, werden notfalls selbst Kinder geopfert.
Die deutsche Drehbuchautorin Katja Kittendorf, die bislang eher durch leichte Unterhaltung wie den Fernsehfilm „Das Weihnachtsschnitzel“ oder die TV-Serie „Tonio & Julia“ aufgefallen ist, hat hier ein hochkonzentriertes, packendes Drama vorgelegt. Getragen wird der Film dabei von der intensiven Leinwandpräsenz Rina Krasniqi als willensstarke, rebellische Luana. Ebenso markant sind die opulenten Aufnahmen dieser durch ihre wilde Schönheit beeindruckende Berglandschaften des Kameramanns Jörg Widmer.