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Loveless (2017)

Loveless (Poster)

Bewertung

„Sollte man sehen“ kulturmovies

Pessimistisches, ja misanthrophisches Familiendrama des russischen Regisseurs Andrey Zvyagintsev

Filminhalt

Die Weltsicht von Andrey Zvyaginsev war schon in meisterlichen Tragödien wie „Elena“ oder zuletzt „Leviathan“ (2014) eher pessimistisch. Doch so ganz schien er die Menschheit noch nicht aufgegeben zu haben. In seinem neuen Film nun lässt der russische Regisseur alle Hoffnungen fahren. „Loveless“ erschöpft sich in der Diagnose, die schon sein Titel stellt: Es gibt keine Liebe mehr in der Welt – erst recht nicht im eisigen Russland der Gegenwart, dessen politische Situation der Film eher einfallslos über News-Einspieler reflektiert, und die Menschen sind in ihrer Egozentrik selbst schuld an ihrer Misere. Am Anfang folgt Zvyaginsev einem Jungen, der offensichtlich Abstand sucht zu seinen dauerstreitenden Eltern im tristen Plattenbau-Komplex. Wir sehen, wie er in den Wald läuft und ein Absperrband auf einen Ast wirft. Dann ist er verschwunden.

„Loveless“ bleibt, was es ist

Und seine Eltern Zhenya und Boris, die kurz vor der Scheidung stehen und beide am liebsten ein kinderloses neues Leben führen würden, kreisen weiter beharrlich um sich selbst. Kommunikationsunfähigkeit illustriert Zvyaginsev vor allem dadurch, dass seine Figuren ständig ein Smartphone in der Hand haben – seltsamerweise ausschließlich die weibliche Charaktere. So plakativ gestaltet sich auch der Rest, wenn auch das winterliche Stimmungsbild der zweiten Hälfte eine Ahnung davon vermittelt, was für ein kraftvoller Filmemacher Zvyaginsev eigentlich ist. Dann ist der Film zu Ende: Auch viele Jahre später fehlt von dem 12-jährigen Aljoscha jede Spur, nur das rote Band im Baum bleibt zurück. Noch immer keine Liebe, nirgends. sb

  • Loveless (Filmbild 2)
  • Loveless (Filmbild 3)
  • Loveless (Filmbild 4)
  • Loveless (Filmbild 5)