Like Someone in Love (2012)

Abbas Kiarostamis Figuren scheinen ihr halbes Leben im Auto oder am Telefon zu verbringen. Minutenlang zeigt der iranische Regiealtmeister („Der Geschmack der Kirsche“) das studentische Callgirl Akiko (Takanashi) auf einer Taxifahrt, während sich in den Fensterscheiben die Lichter des nächtlichen Tokio spiegeln, auf ihrer Mailbox der besorgte Anruf ihrer Großmutter. Zuvor Gespräche mit ihrem ahnungslosen Freund und dem Chef ihrer Begleitagentur. Auch einer ihrer Kunden, der greise, weniger an Sex denn an Konversation interessierte Professor Watanabe (Okuno), muss sich störender Anrufe erwehren. Nur wenige Szenen weiter sitzt das Callgirl zusammen mit ihrem Freund (Kase) und ihrem Kunden im Auto. Kiarostami erzählt in langen Einstellungen und in minimalistischer Form eine Art boulevardeske Verwechslungskomödie, die statt Pointen jedoch Melancholie und Lebensmüdigkeit versprüht. Und die mehr Geheimnisse zu bergen scheint, als man auf die Schnelle zu enträtseln vermag. (ascho)