Zum Inhalt springen

Liebe (2012)

Liebe (Poster)

Bewertung

„Muss man sehen“ kulturmovies

Filminhalt

Ein altes Ehepaar, Alter, Krankheit, Tod. Es braucht einen Regisseur wie Michael Haneke, um in einer Ära des Jugendwahns ein solches Themenfeld anzugehen und in einen vollendeten Film zu überführen. Wobei „vollendet“ schon zu viel der Wertung ist, denn Haneke will nichts vom Betrachter. Keine Bewertung, kein Lob, er drängt ihm nichts auf, manipuliert nicht mit Emotionen und Bildern. Er bildet ab, Interpretation und Einordnung muss der Zuschauer alleine leisten. Cannes-Gewinner „Liebe“ zeigt die letzten Monate von Georges (Trintignant) und Anna (Riva). Beide sind über 80, lange verheiratet, lieben klassische Musik. Anna erleidet einen Schlaganfall. Georges kümmert sich, pflegt, diskutiert mit der Tochter (Huppert) über Sorge, Mitleid, Krankenhaus, leistet schließlich den ultimativen Liebesakt.

„Liebe“ chronologisiert das Verlöschen eines Lebens

Je mehr Anna verfällt, desto mehr wird die Altbauwohnung zum Protagonisten, ein Ort, in dem die beiden Alten wie Gefangene im Bauch eines sacht atmenden Riesenwesens erscheinen. Die speckige Patina auf Tür- und Fensterrahmen, die altmodischen Holzmöbel, die holzverkleideten Wände, die Bilder, Platten, Bücher: Ein Hauch von Horrorfilm liegt über der Szenerie, wenn die eigenen vier Wände zur Grenze der Welt werden. Haneke, selber 70 geworden, begleitet jeden Schritt, wenn Georges durch die Zimmer schleicht, schneidet selten einfach von einem Raum in den anderen, chronologisiert in langen Einstellungen und Szenen präzise, ohne je kalt zu sein, das Verlöschen eines Lebens. Es ist auch unser Leben, wird unser Leben werden, irgendwann in der Zukunft. Das ist furchtbar. Und doch tröstlich. Denn es gibt Liebe. (vs)

  • Liebe (Filmbild 2)
  • Liebe (Filmbild 4)

Vorstellungen