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LeverkusenDune: Part Two 70 mm (2023)

Dune: Part Two (2023) (Poster)

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Trailer

Bewertung

„Muss man sehen“ kulturmovies

Filminhalt

Als Denis Villeneuve als Regisseur der Neuverfilmung von Frank Herberts Roman „Der Wüstenplanet“ angekündigt wurde, haben viele Fans zaghafte Hoffnung verspürt. Und die hat sich bewahrheitet: Villeneuves „Dune“ ist eine epische Reise in eine ferne Zukunft, monumental gefilmt, toll geschauspielert – und doch nur ein Auftakt, denn der Film deckt nur die erste Hälfte von Herberts Wälzer ab. Jetzt kommt Teil Zwei in die Kinos und schließt die Geschichte ab – oder besser: führt sie fort, denn die Handlung ist längst nicht am Ende.

„Dune: Part Two“ setzt direkt am Ende des Vorgängers ein. Paul Atreides (Timothée Chalamet) und seine Mutter Jessica (Rebecca Ferguson) haben den Anschlag der niederträchtigen Harkonnen überlebt und sind in die Wüste geflohen, wo die Fremen sie gefunden haben. Nachdem Paul den Zweifler Jamis im Zweikampf besiegt hat, transportieren sie die Leiche nun zum Versteck der Fremen, verfolgt von den Sardaukar-Truppen des Kaisers. Paul wird sich beweisen müssen, um Teil der Fremen-Gemeinschaft zu werden. Aber dank seiner neu erweckten hellseherischen Fähigkeiten ahnt er bereits, dass ihm das gelingen wird, und noch viel mehr: Wenn er nur möchte, kann er nicht nur die Harkonnen besiegen, sondern auch den blutigsten Krieg in der Geschichte der Galaxie anzetteln …

Christopher Nolan hat „Dune: Part Two“ mit „Das Imperium schlägt zurück“ verglichen, und auch jenseits des Offensichtlichen – beide Filme sind Teil Zwei einer Science-Fiction-Reihe, und beide sind auf ihre Art düsterer und, ja, besser als der Vorgänger – passt diese Assoziation. Denn wie beim zweiten „Star Wars“-Teil gelingt es „Part Two“, die Geschichte zugleich epischer und persönlicher zu machen. Nachdem Villeneuve im ersten Teil viel Zeit damit verbringen musste, seine Figuren vorzustellen und zu etablieren, hat er nun mehr Freiheit, sie zu bewegen und zu entwickeln. Vor allem die Liebesgeschichte zwischen Paul und der Fremen-Kriegerin Chani (Zendaya) bekommt Raum zur Entfaltung und fühlt sich plausibler an als in der Vorlage.

Aber auch Javier Bardems Stilgar sorgt für menschliche Wärme, während Jessica, im ersten Teil eine der sympathischsten Figuren, sich immer weiter in ihrer Rolle als Bene Gesserit verliert und zu einer zunehmend bedrohlichen Präsenz wird. Andere Rollen, wie der Kaiser (ein zerbrechlicher Christopher Walken) und seine Tochter Irulan (eine nüchterne Florence Pugh) oder Charlotte Rampling als Reverend Mother, haben nur kurze Auftritte, doch die Darsteller:innen holen aus dem begrenzten Material das Möglichste heraus.

Die intensivste Sequenz allerdings bekommen die Harkonnen: Der Baron (Stellan Skarsgård) ist unzufrieden mit seines Neffen Rabbans (Dave Bautista) Versagen, Paul und den Fremen das Handwerk zu legen, und will ihn durch dessen Cousin Feyd-Rautha (Austin Butler) ersetzen. Wir lernen ihn kennen, wie er in einer Mischung aus Gladiatoren- und Stierkampf Gefangene in einer Arena ermordet. Bei aller Nuancierung lässt „Dune“ keinen Zweifel daran, dass die Harkonnen das absolute Böse verkörpern, und Butler hat sichtlich Freude daran, ein Monster zu spielen – und daran, Skarsgårds Stimme nachzuahmen, um die Familienähnlichkeit noch zu unterstreichen. Villeneuve inszeniert den Arenakampf, indem er ihn komplett in Schwarz-Weiß zeigt, und betont so noch den Kontrast zwischen der industriell pervertierten Welt der Harkonnen und dem Leben der Fremen im Einklang mit der Natur.

Das ist nur der offensichtlichste von zahllosen Kunstgriffen, denen sich der Film bedient. Villeneuve ist schon immer ein primär visueller Regisseur gewesen, und in „Part Two“ ist es vor allem die Wüste, die er gemeinsam mit Kameramann Greig Fraser immer wieder auf atemberaubende Weise in Szene setzt, in Sonnenauf- und -untergängen, in Sandstürmen oder als Schlachtfeld. Doch auch die Actionsequenzen, wie ein Fremen-Überfall auf eine Erntemaschine der Harkonnen oder Pauls Ritt auf einem Sandwurm, sind beeindruckend, vor allem aufgrund des Gewichts und der Greifbarkeit, die selbst CGI-Kreationen wie der Wurm zu haben scheinen, und die den Film von anderen Sci-Fi-Blockbustern aus dem Hause Marvel oder Disney abgrenzen.

Doch „Dune: Part Two“ überzeugt nicht nur als Adaption. Villeneuve ist sich bewusst darüber, dass seit dem Erscheinen des Romans fast sechzig Jahre vergangen sind und einige Elemente heute anders wirken müssen als damals. Schon sein erster „Dune“-Film hat die Beziehung zwischen Haus Atreides, den hellhäutigen Fremden von einem anderen Planeten, und den Fremen, der Ureinwohnern Dunes, expliziter als zuvor als Kolonialverhältnis interpretiert, und in der Fortsetzung steht die Frage im Raum, inwiefern Pauls Aufstieg zum Messias der Fremen auch ein White-Savior-Narrativ ist.

Dass Paul genau weiß, dass die dazugehörige Prophezeiung von den Bene Gesserit erfunden wurde, sorgt zusätzlich für Gewissensbisse: Wie weit ist er zu gehen bereit, um Rache an den Harkonnen zu üben? In seinen Visionen hat er vorausgesehen, dass Milliarden sterben werden, wenn er sich zum Heiland aufschwingt und einen heiligen Krieg beginnt, doch wenn er es nicht tut, bleiben die Harkonnen an der Macht, die Fremen unterdrückt. Seine Mutter will ihn in diese Rolle drängen, während Chani für die Selbstbestimmung der Fremen ist. Pauls Entscheidung in diesem Konflikt macht das dunkle Herz des Films aus. Kein Wunder, dass Nolan ein Fan ist – gewisse Parallelen zu „Oppenheimer“ sind unübersehbar, und das nicht nur, weil in einer Szene das alte Atomarsenal der Atreides ausgegraben wird.

Es sind ungewöhnlich komplexe Themen für einen Blockbuster, und Villeneuve hat den Mut, Pauls moralische Gratwanderung nicht zu vereinfachen. Eine weitere Star-Wars-Parallele tut sich auf: Zuletzt hat George Lucas in den Prequels versucht, Popcornkino mit dem Fall eines Helden zu verbinden, ist dabei allerdings krachend gescheitert – auch, weil er sich nicht entscheiden konnte, welche Figur er wann ins Zentrum rücken sollte. Villeneuve hat dieses Problem nicht, und das Ende des Films macht überdeutlich, worum es ihm schon immer gegangen ist: Die erste Stimme, die im ersten Teil zu hören war, war die von Chani – „Part Two“ schließt mit einem Close-up von ihrem Gesicht.

Obwohl der Film die Handlung des ersten Buches abschließt, ist das Ende nicht weniger offen als das des Vorgängers. Villeneuve hat angekündigt, noch den nächsten Band „Dune Messiah“ adaptieren zu wollen und die Filme zu einer Trilogie zu machen, wenn Teil Zwei erfolgreich genug ist. Auch ohne prophetische Kräfte scheint es schwer vorstellbar, dass es anders kommen wird.