Les Misérables (2012)

Schmutz und Elend auf Theaterbühnen oder in Filmkulissen bleiben meist künstlich drapierter Fake-Dreck, da können sich die Ausstatter noch so sehr ins Zeug legen. In Tom Hoopers Filmversion des Musicalhits ist das nicht anders. Mag Hooper in einer einzigen Kamerafahrt durch die nachgebauten Pariser Elendsquartiere auch noch so viele zerlumpte Kleider, ramponierte Gebisse und verwahrloste Kinder zeigen – das Elend bleibt pittoresk. Das passt in gewisser Weise gut zu dieser werkgetreuen Adaption, die ihre Bühnenherkunft nie verleugnet, sondern eher unterstreicht und in der die Schauspieler jede Zeile der Vorlage auch tatsächlich ungekürzt singen – und zwar live in die Kamera. Hugh Jackman als zum Fabrikbesitzer aufgestiegener Ex-Sträfling Jean Valjean oder Russell Crowe als Polizeiinspektor Javert haben ihre Gesangspart nicht – wie sonst bei solchen Produktionen üblich – vorab im Studio eingesungen. Das offenbart manche gesangliche Schwäche, verhilft aber Anne Hathaway bei der in Großaufnahme gefilmten Nummer „I dreamed a Dream“ zu einem Oscar-reifen Auftritt. (ascho)