Königin der Wüste (2015)

Wenn die Kamera sich durch den Wüstensturm an die Karawane von Gertrude Bell ranzoomt und man die Dromedare und ihre Reiter nur noch schemenhaft sehen kann durch die flirrende Hitze und den Sand, der von den Dünen hochwirbelt; wenn Regisseur Werner Herzog in poetischen Bildern eine Natur von großer Schönheit einfängt – dann sind wir ganz nah dran an dem, was das Leben der Britin ausmachte: ihre Reisen Anfang des 20. Jahrhunderts durch die Länder des Nahen Ostens. Aber leider muss man sagen: Bell (Nicole Kidman), britische Industriellentochter, Oxford-Historikerin ohne akademischen Abschluss, weil der Frauen damals nicht zugestanden wurde, und selbstbewusst allein reisende Orientexpertin, wird von Herzog reduziert auf ihre zwei unglücklichen Liebschaften mit einem Diplomaten (James Franco) und einem Major (Damian Lewis). Auch ihre geheimdienstliche Tätigkeit für England findet bei Herzog nur am Rande statt, ihre maßgebliche Beteiligung an der Staatsbildung des Irak hakt der Film ebenfalls nur ab. Kurz: Hier wurden eindeutig die falschen Schwerpunkte gesetzt. (jw)